Buch der Woche: Gleichnisse von der Bibel bis zu Janosch

In alten Büchern von der Bibel bis zu Seneca und Äsop und modernen Texte von Martin Luther bis Franz Kafka finden sich Gleichnisse. Literatur und Theologie verbindet unser Buch der vorweihnachtlichen Kalenderwoche 51.

Im Vorwort umreißen die drei bergischen Wissenschaftler Thema und Anliegen ihrer gemeinsamen Arbeit: „Gleichnishafte Texte gehören zu den faszinierendsten Genres der Literaturgeschichte.“ Der vorliegende Band setze zum einen die lange Tradition biblisch-theologischer „Gleichnisbücher“ fort und ergänze sie um den wichtigen Aspekt der Religionspädagogik. „Zum anderen knüpft er an die Tradition der literaturwissenschaftlichen Betrachtung parabolischer Texte an und reflektiert auch diese für den fachdidaktischen Gebrauch. Neu an diesem Buch ist der interdisziplinäre Ansatz: Nach vielen Jahrzehnten mehr oder minder getrennter akademischer Beschäftigung werden hier die beiden Traditionsstränge – literaturwissenschaftlicher und biblisch-theologischer Zugang – direkt miteinander ins Gespräch gebracht und verknüpft“ (S. 5).

Die Netzwerker der Bergischen Universität sind Kurt Erlemann, Professor für Evangelische Theologie, Anika Loose (Anika Pajonzek), Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik der evangelischen Religionslehre, und Irmgard Nickel-Bacon, Professorin für Germanistik und Didaktik der deutschen Sprache und Literatur.

Zurück zu den Wurzeln: Autorinnen und Autor berufen sich auf das zweibändige Grundlagenwerk „Die Gleichnisreden Jesu“ von Adolf Jülicher, das 1886 beziehungsweise 1899 erschien. Der Neutestamentler ging davon aus, dass Jesus, an dessen Gleichnissen es nichts „auszulegen“ gebe, ein genialer Rhetor und Pädagoge gewesen sei. Erst die Evangelisten hätten aus den Texten schwer zu verstehende, mit allerlei theologischen und christologischen Inhalten überfrachtete „Allegorien“ gemacht. „Das Ziel der modernen Gleichnisauslegung sah Jülicher dementsprechend im Rückgewinn des ursprünglichen, wörtlichen und klaren Textsinns“ (S. 11).

Der in der populären UTB-Taschenbuchreihe mit ihren weinrot eingebundenen Bänden („Der Klügere liest rot“) erschienenen Untersuchung ist ein umfangreicher Materialienteil beigegeben, dem einerseits religionsgeschichtliche Vergleichstexte zu biblischen Gleichnissen (wie Senfkorn im Sauerteig oder Verlorener Sohn) und andererseits Fabeln und Parabeln unter anderem von Martin Luther, Gotthold Ephraim Lessing, Bertolt Brecht, Jean de La Fontaine, Janosch, Franz Kafka und Günter Kunert beigegeben sind. Ein Parforceritt durch die abendländische Geschichte und eine Wiederbegegnung mit vertrauten Gleichnissen, nützlich für Studentinnen und Studenten, aber auch den interessierten Laien.

MATTHIAS DOHMEN

Kurt Erlemann/Irmgard Nickel-Bacon/Anika Loose, Gleichnisse – Fabeln – Parabeln. Exegetische, litertarurhistorische und religionspädagogische Zugänge, Tübingen: Francke 2014 (= UTB, 4134), ISBN 978-3-8252-4134-6, 219 S., Euro 19,99, www.utb-shop.de.

erlemann

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