Philip Schmersal wirft bei der IHK hin

Der Wuppertaler Unternehmer kann die Haltung der IHK und insbesondere ihres Präsident Meyer zum Döppersberg nicht länger mittragen und legt seine Ämter nieder. Lesen Sie seine Gründe im ungekürzten Wortlaut.

(c) Philip Schmersal  (c) Philip Schmersal

Bei der gestrigen Vollversammlung der IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid sprach sich IHK Präsident Meyer rückhaltlos für das Bauprojekt Döppersberg aus. Er persönlich habe sich von dem kompetenten Projektmanagement, der Expertise aller Beteiligten und der alternativlosen Weiterführung des Projektes überzeugt. Er sprach im Namen der IHK sein volles Vertrauen aus und sah auch die Kostensteigerungen als unvermeidbar und nicht vorhersehbar. Auch die Sperrung der B7 sah er als unvermeidbar und richtig.

Schmersal sieht die Aufgabe der IHK als kritischen Begleiter der Stadt, die ihren wirtschaftlichen Sachverstand einbringen sollte und zu gesellschaftlich relevanten Themen der Region kritisch Stellung beziehen sollte. Die Grundlage eines erfolgreichen Unternehmertums kann seiner Meinung nach nur in solidem Wirtschaften, vorausschauendem Planen, fachlicher Expertise und persönlicher Integrität liegen.

Diese Grundsätze sieht er momentan nicht umgesetzt und kündigt  daher mit folgendem Brief alle seine Ämter mit sofortiger Wirkung auf.

 

Lesen Sie den ungekürzten Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Meyer,

hiermit lege ich mein Amt als Mitglied der Vollversammlung nieder und beende auch mein Engagement als Mitglied des Ausschusses für Industrie, Technologie und Umwelt. 

 Grund ist die Rede von Ihnen bei der heutigen Vollversammlung. Hier musste ich erkennen, dass die von Ihnen vertretene Meinung zu Planung, Controlling, ordentlicher Haushaltsführung, technischer Expertise und Budgettreue mit Steuergeldern in Bezug auf den Umbau des Döppersberg so grundlegend von meiner abweicht, dass ich die Konsequenzen nun ziehe. 

Eine IHK, die sich hier nach meiner Meinung von den Stadtoberen durch die Manege ziehen lässt, macht sich an den sich bereits ankündigenden weiteren Kostensteigerungen mit schuldig und diese Schuld möchte ich persönlich nicht mittragen. Hier ist in keiner Weise ein Korrektiv oder mindestens ein kritischer Partner mit am Tisch, sondern die IHK wird hier für dumm verkauft und folgt nach halbherziger und offensichtlich oberflächlicher Prüfung der Fakten einem undurchdachten, ungeplanten und nicht finanzierbaren Projekt, mit dem sich der OB einer quasi insolventen Stadt ein Denkmal setzen möchte. 

Nie hätte ich erwartet, dass ein Unternehmerparlament so schnell so undifferenziert urteilen und sogar die als alternativlos gepriesene Sperrung der B7 gutheissen könnte. Natürlich gibt es Alternativen, aber haben die wirklich jemals interessiert?

Ich möchte, für den Fall, dass am Ende mehr als 140 Mio. anfallen, nie von Ihnen hören, dass die IHK oder Sie persönlich das Desaster im Vorfeld nicht hätte ahnen können. Bereits heute wirbt die Planungsgesellschaft mit 236 Mio. und Gutachten gehen zum Teil weit über die Grenze von 300 Mio. hinaus.

Nun also bekommen wir das nächste Projekt a la Schwebebahnumbau und Nordbahntrasse. Beides Projekte, die in jeder Hinsicht eine katastrophale Fehlplanung und erschreckendes Unvermögen offenbaren. Über Ihr trotzdem vorhandenes Vertrauen in eben diese Planer und Bauherren kann ich nur den Kopf schütteln. 

Mit freundlichen Grüßen

Best regards,

 

K.A. Schmersal Holding GmbH & Co. KG 

 

Philip Schmersal

Dipl.-Wirt.-Ing.

Geschäftsführender Gesellschafter / CEO

 

Quelle: Philip Schmersal

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Kommentare

  1. Thorsten Sippel sagt:

    C H A P E A U !

  2. Wilhelm Hedemann sagt:

    Den Brief von Herrn Schmersal kann ich nur unterschreiben. Es gibt keine Projekte der öffentlichen Hand, bei denen die urpsrüngliche Kostenplanung auch nur annähernd eingehalten wurde. Beispiele gibt es zu Hauf, nich nur in Wuppertal.
    Wilhelm Hedemann

  3. Hubert Luig sagt:

    Eine richtige Reaktion eines aufrechten Unternehmers. Gut gefällt mir auch der Aspekt, dass sich der Herr Meyer später nicht rhetorisch aus den vorhersehbaren (wohl sehr erheblichen) Kostensteigerungen herausreden möge. Danke Herr Schmersal für Ihre kritische Stimme.

    1. Rodi sagt:

      Hr. Schmersal hat absolut den Punkt getroffen ! Ich kann mich seiner Meinung nur anschließen und finde seine Reaktion aus allen Ämtern der IHK zurückzutreten konsequent und aufrichtig.

  4. Horstenberg sagt:

    Jeder hat das Recht auf seine Meinung. Auch wenn sie sprachlich etwas holprig vorgetragen wird.

    Die Döppersberg-Kritiker haben keine Mehrheit. Das ist gut so. Schade, dass sie das Bürgerbegehren derart erbärmlich konzipieren, dass es rechtlich unzulässig ist. Eine klare Mehrheit für den Döppersberg in einem Bürgerbegehren hätte die Kritik endgültig erledigt.

    Wirklich toll: Angeblich ist die Stadtspitze unfähig, die IHK auch usw.

    Aber selbst bekommt man nicht einmal ein Bürgerbegehren hin! Wie lächerlich!

    Ich freue mich auf den neuen Döppersberg. Er ist ein gutes Zeichen Wuppertals gegen den drohenden Niedergang.

    1. Hubert Luig sagt:

      So, Sie halten also einen Bahnhofsvorplatz für geeignet, einem- Ihrer Meinung nach – „drohenden Niedergang“ Wuppertals entgegen zu wirken?
      Dies ist ebenso wie Ihre Bemerkung zu der „Sprache“ Herrn Schmersals abwegig und unangemessen.
      Das populistische Mainstreamgerede um den „dringend notwendigen“ Ausbau des Döppersbergs zur Steigerung der Wuppertaler Wirtschaftskraft ist nichts weiter als eine unbelegte Behauptung.
      Wenn so mit mir als Unternehmer umgegangen würde, würde ich meine wirtschaftlichen Aktivitäten in eine andere Kommune verlagern.

    2. Der drohende Niedergang Wuppertals wird uns seit Jahrzehnten prophezeit und wird es auch in Zukunft werden und zwar immer dann, wenn es um die Durchsetzung von großen Projekten mit unklaren Kosten geht.
      Dass zum „Niedergang“ der Stadt die sehr hohen Grundabgaben, Gewerbesteuern und Gebühren führen könnten (die sich durch das Projekt Döppersberg noch weiter erhöhen werden), wird nicht erwähnt.

      Die „Wendehals-Taktik“ der IHK ist im übrigen sehr auffällig,

      Die Bemerkung „sprachlich holprig“ zur Meinungsäußerung des geschätzten Herrn Schmersal ist, wie schon ein anderer Forist bemerkte, unangemessen.

      1. Bea sagt:

        Volle Zustimmung meinerseits!

        Insbesondere die Zusammenhänge zwischen Ausgaben (z. B. durch Bau- und Folgekosten für Aufstockung, Infrastruktur & Umwelt) und Einnahmen z. B. (aus Abgaben-Steuer- und Gebührenerhöhungen) kann oder will man nicht erkennen. Was ist so schwer daran?

        Werte Politik(er/innen,
        Bürger/innen sind weder bloßes Stimmvieh noch sind sie zu dumm, solche Zusammenhänge zu begreifen und sich (auch) um die Zukunft der Stadt zu sorgen – deshalb kümmern wir engagierten Bürger/innen uns!

  5. Fast Foot sagt:

    Dank und Respekt,
    offen, ehrlich, konsequent.

  6. Bea sagt:

    Meine Hochachtung!
    klare Worte und Taten – DAS erwarte ich eigentlich von allen Entscheidungsträger/innen – inkl. von uns gewählten Politiker/innen – , die zum Wohle unserer Stadt handeln (sollten)!

  7. Sie sprechen mir aus dem Herzen – Hochachtung, zu Ihrem klaren, konsequenten Kurs!

    Jens Albrecht
    GF bürger albrecht partner GmbH

  8. Petra A Aus W sagt:

    Das nenne ich Rückrat! Vll trauen sich jetzt endlich auch mal andere zu folgen…

    1. Otto sagt:

      Einerseits gebe ich Ihnen Recht, allerdings überlässt man so immer mehr und immer wieder dem OB Jung und seinen Steigbügelhaltern die Geschicke Wuppertals.
      Eine Opposition gibt es de facto nicht. Den Rat kann man echt am besten direkt auflösen.

      1. Dorothea Glauner sagt:

        Natürlich gibt es eine Opposition und es wäre wünschenswert, wenn sie nach der Wahl entschieden stärker ausfallen würde. Liegt es doch an den Wählern, hier Einhalt zu gebieten und das Ruder rum zu reißen. Vor der Entscheidung des Herrn Schmersal habe ich großen Respekt. Einer der wenigen, der tatkräftig und entschieden seine Meinung vertritt und handlet. Gäb es mehr solcher Leute hier in dieser Stadt, würdem wir vor solchen Desastern verschont und die Schulden wären sicherlich nicht so hoch! Wir brauchen keine unkalkulierbaren Leutturmprospekte, wir brauchen eine Stadt, in der sich die BürgerInnen wohl fühlen. Gebühren steigen stetig und sehr deutlich, Schmimmbäder werden geschlossen, Straßen sich in einem fürchterlichen Zustand da kann man doch nicht stillschweigend zu sehen. Die nächste Katastrophe naht doch schon: der Neubau der WSW auf dem Carnaper Platz.

        1. Stephan Braun sagt:

          Ja Frau Glauner, da gebe ich Ihnen Recht. Gäbe es mal mehr Menschen, die ihre Meinung vertreten und nur diese. Und nicht täglich (wie Sie) eine andere, solange es Wählerstimmen bringt oder Sie Ihre Chance sehen, sich in der Öffentlichkeit selbst darzustellen. Was haben Sie für Ronsdorf als CDU-Frau alles ändern wollen – gegen Ihre ehemaligen Parteigenossen im Rat? Letzten Endes haben auch Sie nur mit den Wölfen geheult und wie im Fall der WSW-Einschränkungen doch im Rat dafür gestimmt. Was haben Sie gegen Menschen, auch Journalisten, gewettert, jedoch nur so lange, bis sie wieder die Chance brauchten „in die Presse zu kommen“? Auch braucht die Stadt keine Stadtverordneten in Oppositionen, die unter falschen Namen Kommentare scheiben oder andere dazu anstiften.
          Gerade Sie, Frau Glauner, gehören nicht zu den Menschen, die in einer Opposition (… sicher werden Sie die WFW auch wieder verlassen, wenn Sie es in den Rat geschafft haben sollten …) nützlich wären.

  9. E.v.Barnekow sagt:

    Gratulation!!! Dem ist nichts hinzuzufügen.

    Vielen Dank

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