Klappen und Walzen für neuen Blick

Die Barmer Erklärung neu sehen: Eine Ausstellung in der Gemarker Kirche soll neue Zugänge zu Barmen 1934 ermöglichen.

Die evangelischen Kirchen in Deutschland und der Welt feiern 500 Jahre Reformation. Die Reformation ist mehr als ein Punkt in der Geschichte. Ihr Erbe ist lebendig in der immer aktuellen Frage, welche Orientierung der Glaube an Christus dem einzelnen Christenmenschen gibt.

Reformation mitten in Barmen
Mitten in Barmen hat dieses lebendige Erbe der Reformation im 20. Jahrhundert in besonderer Weise Gestalt gewonnen: In der Gemarker Kirche versammelte sich im Mai 1934 die Bekenntnissynode mit dem Ziel, den Glauben und die Gestalt der Kirche gegenüber einem totalitären deutschen Staat und seiner nationalsozialistischen Ideologie zu schützen.

Das Projekt »Gelebte Reformation zwischen Widerstand und Anpassung: Die Barmer Theologische Erklärung 1934 ? 2014« wird die Bedeutung dieses Ereignisses vergegenwärtigen. Bei einem Informationsabend erläuterte der für das Projekt zuständige Pfarrer Martin Engels jetzt die im hinteren Bereich der Gemarker Kirche geplante Ausstellung.

„Inszenatorische Ausstellung“
In drei Themenbereichen werden die Geschichte und die Geschichten der Synode von 1934 als „inszenatorische Ausstellung“ einen neuen Blick in die neuere Kirchengeschichte ermöglichen. Hinter Klappen, Walzen und Touch-Screen-Bildschirmen soll die Entstehung und die Bedeutung der Barmer Theologische Erklärung verstehbar und erlebbar werden. „Wir wollen kein Museum schaffen sondern einen Begegnungsort“, sagt Martin Engels und verweist auf die erfahrenen Ausstellungsmacher, Stadt- und Kirchenhistoriker sowie Medientechniker, die seit einem Jahr die Struktur der Ausstellung erarbeitet haben.

Selbsterklärend und niederschwellig
Die nach modernen Qualitätsstandards in der Vermittlung musealer Inhalte konzipierte Ausstellung richtet sich an ein breites Publikum. Durch die Wahl der Medien und der selbsterklärenden Inhalte der einzelnen Module sollen besonders auch junge Menschen erreicht werden. Ziel ist es, die Barmer Erklärung in ihrem historischen Zusammenhang und ihrer gegenwärtigen Bedeutung am authentischen Ort erfahrbar zu machen. In dieser Woche haben mit dem „Verpacken“ der wertvollen Orgel die Vorarbeiten begonnen. Nach dem Umbau der Kirche beginnt im Mai der Aufbau und die Installation der Ausstellungsstücke. Die Eröffnung ist für den 30.06.2014 geplant.

„Es wird sich verändern“
Die Zuhörer, zu denen auch der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland gehörte, liessen sich durch den Vortrag und den dreidimensionalen virtuellen Ausstellungsbesuch mitnehmen auf eine erste Besuchsrunde. Und waren beeindruckt von den technischen Möglichkeiten, die heute aus einer „drögen Ausstellung“ ein beachtetes Geschichtserlebnis  machen können. Natürlich wurden auch Bedenken bei den Mitarbeitenden der CityKirche und der Gemeinde laut. „Es wird sich verändern“, war die allgemeine Meinung. Neben der Wehmut über liebgewordene Räume, die nun einer neuen Nutzung entgegengehen, überwog die Freude über die neuen Möglichkeiten, die mit dieser Ausstellung sowohl im Projekt CItyKirche als auch in der Gemeinde geschaffen werden.

Alleinstellungsmerkmal Gemarke
Denn eines ist allen klar: Die Gemarker Kirche wird attraktiver und die Barmer Innenstadt hat ein Highlight mehr. Schließlich ist die Barmer Erklärung ein Alleinstellungsmerkmal für Wuppertal und die Region. Entsprechend werden die Besucherzahlen steigen: Menschen aus Wuppertal, aus dem Rheinland und aus anderen Landeskirchen und Ländern werden die Möglichkeit nutzen, einem Stück Kirchengeschichte in Bildern, Tondokumenten, Liedern und Klängen zu begegnen und die Menschen kennenzulernen, die „Barmen 1934“ ermöglicht haben: Zum Beispiel die Synodalen der Bekenntnissynode, deren Biographie abrufbar sein wird und die der Synode nicht nur ihre Stimme sondern 80 Jahre danach nicht nur ein Gesicht geben werden.

text: werner jacken/ör

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