Durch Vernetzung mehr Trassenverkehr

Wie man die Angebote entlang der Radwege auf den ehemaligen Bahntrassen im Bergischen Städtedreieck entwickeln, verknüpfen und als attraktives Gesamtpaket vermarkten kann, darum ging es am Montag im Mirker Bahnhof.

Rund 60 Teilnehmer trafen sich am Montag auf Einladung der Bergischen Entwicklungsagentur (BEA) im Bahnhof Mirke in Wuppertal. Der Ort war gut gewählt, schließlich liegt er unmittelbar an der Nordbahntrasse als Teil des Bergischen Trassenverbundes.
Dass Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung sich trotz anschließender Ratssitzung Zeit für ein Grußwort nahm, zeigt die Bedeutung dieses Prozesses für die Tourismusregion: „Wenn wir eine touristische Region sein wollen, muss es eine gemeinsame Sprache geben, die den Gästen zeigt, dies haben wir für Euch gemeinsam geschaffen.“ Die Voraussetzungen sind dafür da, die Infrastruktur wächst, die Nordbahntrasse geht ihrer Vollendung entgegen, „das enorme Potential der Region im Fahrradtourismus ist jetzt schon zu erkennen“, stellte BEA-Geschäftsführer Bodo Middeldorf fest, der durch den Nachmittag führte. „Unsere Trassen in diesem städtischen und naturräumlichen Kontext sind so in Deutschland einmalig.“ Schätzungen gehen zukünftig von 500.000 Nutzern der Trassen, davon 200.000 Gäste pro Jahr von außerhalb und immerhin 50.000 Übernachtungsgästen aus. „250 bis 300 Voll- und Teilzeitarbeitsplätze können da dran hängen“, so Middeldorf, eine enorme Wertschöpfung also. Jetzt will man die richtigen Schritte tun, um mit Partnern, Vereinen, Initiativen und Projekten entlang der Trassen diese Wertschöpfung auch zu erreichen.

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Sehenswürdigkeiten und viel ehrenamtliches Engagement

Annette Nothnagel, stellvertretende BEA-Geschäftsführerin, zeigte den bisherigen Stand auf, jede der sieben Trassen (Balkan-, Bergbahn-, Kohlenbahn-, Korkenzieher-, Samba- und Nordbahntrasse sowie Trasse des Werkzeugs) habe ihr eigenes Thema. Allen gemein sei, dass sie gefällearm sind und als eigenes Verkehrssystem kaum in Berührung mit dem Autoverkehr kommen. Ab 2014 soll es eine durchgängige Beschilderung geben, die die Wege vom und zum übrigen NRW-Radwegenetz ausweist. Doch Trassen sind nicht alles, wie Klaus Lang vom ADFC Wuppertal/Solingen weiß. Jetzt sei auch die Infrastruktur um die Trassen herum gefragt, „Bed & Bike“-Angebote gehörten genauso dazu, wie abschließbare Aufbewahrungsboxen oder auch sichere Führungen.  Fahrradfahren sei mittlerweile auch ein Lebensgefühl und habe sich damit auch zu einem wichtigen Standortfaktor entwickelt. Diesen Ball nahm Nothnagel gerne noch einmal auf, der Nachfrage dieses Lebensgefühls sei man mit einer ersten Übersichtskarte schon nachgekommen. „Absteigen werden wir auch zum Thema machen“, sagte sie und verwies auf die unzähligen Sehenswürdigkeiten und Geheimtipps entlang der Routen. „Zudem gibt es richtig gute Möglichkeiten für Gastronomen, hier Geld zu verdienen.“

Das im Bahnhof Mirke verortete Projekt Utopiastadt stellt dies mittlerweile unter Beweis, denn vom anfänglichen Geheimtipp „am Ende der Welt“ – so Geschäftsführer Christian Hampe – hat sich Utopiastadt längst zum kreativen Treffpunkt entwickelt. Co-Working-Space, Ateliers, Elektro- und Fahrradreparaturcafé sowie Ausstellungen und die nun endlich geöffnete Gastronomie in Verbindung mit dem fertiggestellten Trassenstück verleihen dem ganzen Stadtquartier Aufschwung, ist sich Hampe sicher.

Volles Haus in Utopiastadt, zum Vernetzen kamen rund 60 Gäste. (Fotos: Anna Schwartz)Volles Haus in Utopiastadt, zum Vernetzen kamen rund 60 Gäste. (Fotos: Anna Schwartz)

Lutz Eßrich, stellvertretender Vorsitzender der Wuppertalbewegung, die mittlerweile 1.200 Mitglieder und rund 2.000 weitere Unterstützer umfasst, berichtete von den vielen Events auf der Nordbahnrasse. Sei es Trassenwandern, Lesungen oder auch die Installation von Kunst, z.B. die Legobrücke, die mittlerweile sogar international bekannt ist – ohne die vielen Spenden und das ehrenamtliche Engagement sowie die enge Zusammenarbeit mit dem Jobcenter wäre dies alles nicht machbar.

Aus Wenig Viel machen, das versucht auch die Fuhrgemeinschaft in Solingen an der Korkenziehertrasse: Der Kinder- und Jugendverein betreibt seit Anfang diesen Jahres zwei Eisenbahnwaggons als Café an den Wochenenden. Während am Sonntag schon gute Frequenz herrscht, ist es am Samstag zumeist noch ruhig. Auch hier hofft man auf das Marketingkonzept der BEA. Noch in der Sammlung von Finanzmitteln ist man beim Projekt Rad-Wanderer-Kapelle auf dem Bergischen Plateau, die in Zukunft unabhängig von der Religion auch für besinnliche Momente sorgen soll.

Schon seit 2002 online und mit 300.000 Besuchern pro Jahr ist das Internetangebot bahntrassenradeln.de von Achim Bartoschek. Er gab übrigens auch die Initialzündung für den Verbund der Panorama-Radwege. Die Feierabendtouren des ADFC (jeden Dienstag und Donnerstag) sind bereits schon gut besucht, berichtet Klaus Lang. Auch die erste „Bed & Bike“-Pauschale im Bergischen kann erste Erfolge verbuchen, wie Holger Piwowar, Geschäftsführer des Bergisches Land Tourismus Marketing (BLTM), berichtete. Gemeinsam mit dem Remscheider Hotel Wuppertaler Hof hat der BLTM ein Wochenendarrangement erarbeitet, das im ersten Jahr bereits 20mal gebucht wurde und dem Hotel 35 zusätzliche Gäste bescherte. Nach der Präsentation auf der wichtigsten Reisemesse der Niederlande ist das Angebot in diesem Jahr auch bei einem niederländischen Veranstalter ins Programm aufgenommen worden. Dass Maßnahmen auch mit kleinem Aufwand realisiert werden können, bewies Dr. Urs Diederichs, Leiter des Werkzeugmuseums in Remscheid. Hier stehen gegen Spende Fahrradreparatursets zur Verfügung und gegen den Regen auch ein Poncho.

E-Bikes sind ein enormer Wachstumsmarkt, auch dem will man entlang der Trassen gerecht werden; und so präsentierte Gerhard Arendt von Fahrrad Wurm in Hattingen eine Ladestation, die auch die Sicherung von Bike und Akku möglich macht.

 

(v.lks.n.r.): Klaus Lange, Holger Piwowar, Bodo Middeldorf, Achim Bartoschek, Annette Nothnagel, Lutz Eßrich, Dr. Urs Diederichs und Gerhard Arendt präsentierten stellvertretend den Bergischen Trassenverbund.(v.lks.n.r.): Klaus Lange, Holger Piwowar, Bodo Middeldorf, Achim Bartoschek, Annette Nothnagel, Lutz Eßrich, Dr. Urs Diederichs und Gerhard Arendt präsentierten stellvertretend den Bergischen Trassenverbund.

Auch der Blick auf beispielhafte Projekte außerhalb der Region lohnt sich

Entlang des Ruhrtal Radweges ist man in der Vermarktungsentwicklung schon einige Jahre weiter. 450.000 Euro werden hier jährlich umgesetzt, Tendenz steigend, wie Thomas Strauch von der WABEmbh, verantwortlich für den Streckenabschnitt von Hagen bis Bochum, berichtete. Die Fähre lässt auch genaue Zahlen zu, 140.000 Passagiere waren es im letzten Jahr, davon 35.000 mit Packtaschen. Middeldorf fühlt sich angesichts dieser Zahlen bestätigt: „Der Erfolg des Ruhrtalradweges zeigt, dass die touristischen Potenziale keine Theorie sind“ Bei der anschließenden Ideenbörse und dem Ausklang bei Speis und Trank wurde bereits kräftig vernetzt. Wer eigene Ideen und Projekte entlang der Trassen plant oder sogar schon umgesetzt hat, ist herzlich eingeladen. Einfach melden bei der BEA, Tel. 0212/881606-82 oder per E-Mail trassenverbund@bergische-agentur.de.

 

www.bergisches-dreieck.de

Quelle: PM BEA vom 17.07.13

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Kommentare

  1. „Wer eigene Ideen und Projekte entlang der Trassen plant oder sogar schon umgesetzt hat, ist herzlich eingeladen.“ – wohin denn und wann?

    1. Ch. ten Eicken sagt:

      Einfach und ab sofort an die Bergische Entwicklungsagentur wenden, per Tel. 0212/88160678 oder per E-Mail: trassenverbund@bergische-agentur.de

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