JA zur Erweiterung der City-Arkaden

Kommentar: njuuz-Herausgeber Georg Sander spricht sich für die Erweiterung der City-Arkaden aus: "Die Kunden stimmen durch ihr Kaufverhalten ab. Schafft man ihnen die Angebote, die sie wünschen, nicht in Wuppertal, suchen sie sie in Düsseldorf oder Köln."

Der Center-Betreiber ECE möchte die Elberfelder City-Arkaden massiv erweitern. Geplant ist offenbar die Ausdehnung über den Platz am Kolk unter Einbeziehung des Postgebäudes und des angrenzenden Parkhauses.

Gegen die Pläne formiert sich Widerstand. Kritiker des Projekts befürchten negative Auswirkungen auf den innerstädtischen Einzelhandel und sehen die Gefahr „eines künstlich geschaffenen ‘Einkaufsparadieses’ mit dem Einerlei einer seelenlosen Center-Konsumwelt.”

Georg Sander

Solche Kritik gibt es fast immer, wenn in einer beliebigen Stadt großflächiger Einzelhandel in einer Innenstadtlage entsteht. In den vergangenen Jahrzehnten war sie meist erfolglos, weil die schweigende Mehrheit der Konsumenten die neuen Angebote nicht nur schätzt, sondern sie durch ihr Einkaufsverhalten geradezu herbeiführt. Konkret: Der Grund für die Erweiterung der City-Arkaden ist die große Akzeptanz des Centers durch die Kunden. Die Kritiker sind dagegen zwar lautstark, aber zahlenmäßig wenig relevant.

Blicken wir zurück: das Sterben der „Tante-Emma-Läden“ in den siebziger und achtziger Jahren wurde nicht verhindert, weil Kritiker dieser Entwicklung den Verlust an sozialer Wärme und die Seelenlosigkeit von Discount-Märkten beklagten. Auch die von Musikliebhabern angeblich geschätzte Beratung in Plattenläden hat nicht verhindert, dass diese Geschäfte mit dem Aufkommen von Musik-Downloads vom Markt gefegt wurden. Und der Spaß, den Leseratten beim Stöbern in Buchläden haben, wird den stationären Buchhandel nicht vor dem Internethandel und dem Trend zu E-Books retten.

Genausowenig wie in der Vergangenheit kann es heute gelingen, althergebrachte Strukturen durch den Verzicht auf moderne Einzelhandelsformen zu konservieren. Denn die Kunden stimmen durch ihr Kaufverhalten ab. Schafft man ihnen die Angebote, die sie wünschen, nicht in Wuppertal, suchen sie sie in Düsseldorf oder Köln. Ähnlich kurzsichtig wäre es, einfach nur Quadratmeter zu addieren und daraus zu schließen, dass es in Elberfeld bereits genügend Einzelhandel gibt. Unterm Strich zählt für den Kunden nicht die Quantität, sondern die von ihm gewünschte Qualität hinsichtlich Angebot, Atmosphäre und Ambiente. Und hier liegen Center wie die City-Arkaden derzeit im Trend.

Deshalb ist es richtig, dass die Stadt den Plänen von ECE nicht ablehnend gegenübersteht. Und es ist gut, dass Oberbürgermeister Peter Jung angekündigt hat, den Planungsprozess transparent und offen zu gestalten. Ob die Center-Erweiterung am Ende tatsächlich so großflächig ausfällt, wie derzeit diskutiert, bleibt abzuwarten. Käme sie überhaupt nicht, wäre das schlecht für den Elberfelder Einzelhandel insgesamt.

>> njuuz-Herausgeber Hendrik Stötter ist gegen die Erweiterung. Lesen Sie hier seinen Kommentar.

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Foto: privat

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Kommentare

  1. Lieber Herr Sander,

    vielleicht möchten Sie sich – neben Ihren Aussagen (Argumente möchte ich das nicht nennen) zu den positiven Aspekten einer Erweiterung der City-Arkaden – auch einmal zur Wuppertaler Innenstadt nach den von Ihnen propagierten unausweichlichen Veränderungen äußern?

    Sie schreiben: „Ähnlich kurzsichtig wäre es, einfach nur Quadratmeter zu addieren und daraus zu schließen, dass es in Elberfeld bereits genügend Einzelhandel gibt. “

    Was soll Ihrer Meinung denn mit den leerstehenden Flächen passieren? Ich zähle einmal zusammen: Jung am Wall, Bundesbahndirektion, Investorenkubus, Postgebäude, ehemaliges Kino Neumarkt …

    Welche Kaufkraft soll denn in Wuppertal Ihrer Meinung nach die neuen Flächen bedienen?

    Vielleicht haben Sie vergessen, auf welchem Platz Wuppertal im Armuts- und Kaufkraftbericht steht?

    Da Sie es ja schon wissen, wie genau wirkt sich eine Absage gegenüber ECE auf den Einzelhandel in Wuppertal respektive Elberfeld schlecht aus?

    Wie oft laufen Sie vom Döppersberg zum Platz am Kolk. Ist es diese innerstädtische bauliche Qualität, die Ihnen vorschwebt?

  2. „Die Kunden stimmen durch Ihr Kaufverhalten ab“. Was für ein Irrsinn… Die Leute gucken schließlich auch das Dschungelcamp. Wir sollten dann auch konsequenter Weise die Tageszeitung abschaffen, denn die Mehrheit blättert eh in der BILD. Und NRW sollten wir schnell und kosteneffizient abschaffen, denn viele junge Menschen ziehen eh nach Berlin oder Hamburg.

    Wenn ich jetzt aber Ihre Vergangenheit in der Wuppertal Marketing GmbH in meine Auswertung Ihres Kommentars mit einbeziehe, dann wundert er mich gar nicht mehr so sehr.

  3. Dieter Hofmann sagt:

    Die „Argumente“ der Projektentwickler von ECE können schon sehr überzeugend sein. Die Braunschweiger waren sogar bereit, Ihren Schlosspark für die „Schloss-Arkaden“ zu opfern. http://www.youtube.com/watch?v=A5mVIQGAnbs

    Eine Chronik der Planungs- und Bauphase findet sich hier http://www.schlosspark-braunschweig.de

  4. petzi sagt:

    Herr Sander, sie haben mit meinem Einspruch sicher gerechnet. Alles was aus meiner Sicht ihre Pro Argumente invalidiert können sie bei ihrem Kollegen nachlesen. Nur eines möchte ich noch anmerken: ihre Behauptung, dass es nur wenige Kritiker gäbe wird allein in den ersten Zeilen der Pressemitteilung des OBs widerlegt, der das Verfahren „transparent“ machen will, weil sich eben so viele Bürger dagegen ausgesprochen haben. Von einer Abstimmung der Kunden kann man auch nicht sprechen, wenn die Läden die vorher in der City waren, z.B. Runnerspoint und Bodyshop, dann in die Arkaden umziehen, muss der Kunde der dort kaufen will eben folgen.

    Und wie das Einkaufsverhalten der Leute ein (bis dato nicht vorhandenes) Einkaufscenter „herbeiführt“ wäre dann schon interessant zu erfahren. Insgesamt entnehme ich ihrem Beitrag aber, dass ihnen der Bereich außerhalb der Arkaden und der dort ansässige Einzelhandel mehr oder weniger egal ist. Leider ruinieren Ansichten wie ihre genau das was man urbanes Leben nennt, mit einem reichhaltigen Angebot verteilt in der Cityfläche.

    In den Arkaden werden nur die hochpreisigen Angebote Platz finden, denn nur die können die horrenden Mieten bezahlen, Mieten welche die Kunden am Ende über die Preise mitbezahlen. Dann bleiben für den Rest der City nur noch die Billigheimer. Elberfelder City heißt demnächst City Arkaden. Am besten mit dem Auto ins neue Parkhaus, den halben Tag dort verbringen, und ohne der Rest der City bereten zu haben wieder weg.

    1. mm sagt:

      Gut, dann stolpern wir weder über hervorstehende Steinplatten noch werden wir mal um nen Euro angehauen

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