Offener Brief von Matthias Conrads zur Schließung des Bürgerbades

Matthias Conrads erster Vorsitzender des VSTV e.V. (Vohwinkler Sportverein e.V.) und engagierter Vohwinkler bedauert, dass bürgerschaftliches Engagement in Wuppertal keine Unterstützung erfährt und wendet sich in einem offenen Brief an die Stadtspitze.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,

mit großer Traurigkeit habe ich die bevorstehende, endgültige Schließung des Bürgerbades in Vohwinkel aufgenommen. Als engagierter Bürger unserer Stadt fehlt mir jegliches Verständnis dafür, dass dieses, auch für die Stadt Wuppertal, einmalige Projekt, welches durch berufstätige Ehrenamtler sowie aktive Rentner mit einem sehr großen Engagement gestemmt worden ist, seitens der Stadt fallen gelassen wird. Obwohl lediglich ca. 120000,- € pro Jahr zur Fortführung fehlen, ist es für mich erschreckend, dass die schwerwiegenden Folgen dieser Schließung scheinbar keine Berücksichtigung bei der getroffenen Entscheidung gefunden haben.

Unser Staat gibt Milliarden für Dinge aus, deren Sinnhaftigkeit einem Normalbürger nicht vermittelt werden können, ist aber andererseits nicht in der Lage, Menschen, die durch ihre Steuern zum Funktionieren dieses Staates beitragen und sich in ihrer Freizeit zudem u.a. für den Erhalt öffentlicher Einrichtungen und einsetzen, mit einer vergleichsweise kleinen Summe zu unterstützen.

Die Folgen aus der Badschließung werden sein:
Noch viel weniger Kinder als ohnehin schon werden Schwimmen lernen.
Weniger Erwachsene werden etwas für ihre Gesundheit unternehmen.
Die engagierten Ehrenamtler werden sich fragen, wozu sie sich künftig noch engagieren sollen, wenn man ihr gezeigtes Engagement so mit Füßen tritt.
Der Stadtteil Vohwinkel verliert weiter an Attraktivität, was den Rückgang der Bevölkerung beschleunigt, statt diesem durch Erhalt bzw. Steigerung seiner Attraktivität entgegen zu wirken.
Durch die Schließung verlieren 5 Vollzeit- und 2 Teilzeitkräfte ihre Arbeit, wodurch der Stadt auch Steuereinnahmen fehlen und die Arbeitslosen staatlich unterstützt werden müssen. Aber die Unterstützung kommt ja überwiegend aus einem anderen Topf, der nichts mit den Stadtfinanzen zu tun hat.
Schulkinder der Vohwinkeler Schulen werden zeitraubende Busfahrten in Kauf  nehmen müssen, um dann für wenige Minuten im Wasser sein zu können. Bekanntermaßen ist insbesondere in großen Bädern die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern äußerst schwierig. Hierdurch wird sich die Erfolgsquote beim Erlernen des Schwimmens ebenfalls weiter verringern.
Die Umweltbelastung wird durch die zusätzlichen Busfahrten unnötig erhöht.

Der Vohwinkeler STV verliert u.U. 10% seiner Mitglieder, was zur Unterschreitung der für diesen Verein notwendigen Einnahmen führen kann. Selbst  wenn entsprechende Alternativen in anderen Bädern angeboten werden ist der Fortbestand dieser Abteilung gefährdet.

Der vorhandene Investitionsstau ist meiner Ansicht nach durchaus zu stemmen, dies setzt allerdings voraus, dass die Stadt gewillt ist, dieses Projekt auch weiterhin aktiv und moralisch zu unterstützen. Hierdurch wäre auch die seitens der diversen Stiftungen immer wieder – zu Recht – geforderte Nachhaltigkeit gegeben.

Warum ist es der Stadt, den WSW sowie dem Wuppervarband nicht möglich, durch Verzicht von Abgaben, geringerer Energiekostenberechnung bzw. Unterstützung durch Sponsoring, dieses Bürgerbad als Zeichen der Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements am Leben zu halten. Es war ein, auch von der Stadt lange Zeit genutztes, Vorzeigeprojekt welches bundesweit für Beachtung gesorgt hat.

Die für dieses Gelände jetzt vorgesehene Nutzung ist sicherlich auch notwendig, jedoch stellt sich mir in Anbetracht des demografischen Wandels die Frage der Nutzungsdauer eines solchen Gebäudes.

Desweiteren möchte ich Sie darauf hinweisen, dass auf der betreffenden Fläche früher eine Müllkippe existierte, die durch die Lackfabrik Wülfing genutzt worden ist. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass beim Bau des Hallenbades diese Fläche entsprechend der heutigen Richtlinien abgekappselt worden ist. Somit besteht unter Umständen auch weiterhin die Gefahr einer Umwelt- bzw. Grundwasserschädigung.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, etliche Mitbürger unseres Stadtteils denken in vielen Punkten ähnlich wie ich. Aus diesem Grunde empfehle ich Ihnen, sich dieses Thema´s noch einmal anzunehmen um ggfs. doch noch eine Fortführung des Bürgerbades zu ermöglichen.

Die Frustration der Menschen unseres Stadtteils nimmt zu! Verhindern Sie, dass dieses Fass der Entäuschungen überläuft!

Mit freundlichen Grüssen
Mathias Conrads

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Kommentare

  1. Vohwinkler sagt:

    Gegenfragen:
    Wie hoch sind die den benötigten Investitionen?
    Wieviele „Besucher“, und zwar ohne „Schulklassen“ hatte das Bad in den letzten 12 Monaten?

    Wenn Sie sagen es fehlen „nur“ 120.000€ …dann ist das schon eine Menge Geld.

    Wuppertal ist einfach im „Allerwertesten“ … was an den „globalen“ Stellschrauben und eben dem fehlenden Engagement der „breiten trägen Masse“ liegt. Den Einsatz der „Engagierten“ in allen Ehren, aber die anderen waren ja noch nicht mal bereit 4€ Eintritt zu bezahlen. Wäre es ein Bad der „Vohwinkler“ würden bei einem wöchentlichen Besuch ca. 600 Stammgäste reichen um das durch zu finanzieren. Oder eben lokale Sponsoren statt nur eine Apotheke. Es ist wie beim Flohmarkt und bei vielen anderen Sachen: erst wenn das Kind im Brunnen ist, wird geschrien. Aber schon nach kurzer Zeit wieder vergessen.

    Ein „enttäuschter“ Vohwinkler

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