02.06.2012

„Berts Fußball Reise“ – Interview mit Georg Steinböck und Bert Unrau

Das unterhaltsame Roadmovie beschäftigt sich mit den Aspekten der Fußballkultur abseits von Spielszenen und Ergebnissen. Vielmehr steht das Spannungsfeld zwischem dem Individuum und der Masse im Vordergrund. Mit Bert Unrau fand der Regisseur Georg Steinböck einen geeigneten Protagonisten

Bei der Weltpremiere des Films in Berlin, auf dem „11-mm – 9. internationales Fussballfestival“ beschrieb man den Bert als eine „Mischung aus Herr Lehmann und Waldorf & Statler“. Wer den Bert kennt, weiss genau, wie zutreffend diese Beschreibung ist. Bert ist und war kein typischer Fussball-Fan. Er hat immer ein gutes Zitat auf der Zunge, wenn es um Fussball geht und betrachtet dieses Spiel mit Faszination, mal aus dem Blickwinkel der Philosophie, mal der Soziologie und oft aus dem Blickwinkel eines Spielers, der immer bestens informiert, seine Fussballwetten zu plazieren weiss.

Mit Bert über Fussball zu reden, kann auch sehr inspirierend sein.

Noch heute erinnere mich sehr gerne an unseren langen Dialog, vor der „Fußball-Euromeisterschaft 2004“, als er mich von der Persönlichkeit Otto Rehhagel´s überzeugte, was mich dazu bewog, als Türke, eine Wette auf den Sieg Griechenlands zu plazieren. Noch heute bin ich ihm dankbar dafür, dass ich damals, auf diesem Wege, meine Studiengebühren zusammen bekommen habe.

Natürlich konnte ich es mir nicht nehmen lassen, für „Njuuz“, mit ihm und dem Regisseur über den Film zu sprechen.

Georg, was hat dich dazu bewogen diesen Film zu machen

Georg Steinböck: Nun, die Fußball-EM ist das größte jemals veranstaltete Sportevent, dass in Österreich stattgefunden hat. Ich wollte unbedingt einen Film darüber machen. Als Wiener und Filmemacher lag dies natürlich nahe.

Erzähl über das Projekt. Was war dir wichtig?

Georg Steinböck: Mir war die Fußball-Fan-Szene sehr wichtig. Ich wollte aber kein typisches Fan-Portrait machen, sondern das Individuum in der Masse, die Interaktion des Individuums mit der Masse darstellen. Mit Bert hatte ich eine geeignete Hauptfigur gefunden. Mein Fokus lag immer auf Ihm.

Warum Bert?

Georg Steinböck: Ich habe Bert vor 22 Jahren in Mexiko kennengelernt, wo wir beide als Rucksacktouristen unterwegs waren. Mich hat Berts Sicht auf diesen Sport schon immer fasziniert. Ich habe mich mit ihm immer sehr gerne über Fußball unterhalten. Seine Perspektive, Fußball als Philosophie, als Sport, als soziales Phänomen zu betrachten, fand ich schon immer sehr besonders. Als die Idee für das Projekt sich konkretisierte, stand es auch sofort fest, dass ich den Bert als Protagonisten haben wollte. Er musste aber erst überzeugt werden. Ich nahm Kontakt zu ihm auf und teilte ihm meinen Wunsch mit. Letztlich waren es aber die Probeaufnahmen und der Teaser, der daraus entstand, was ihn überzeugte.

Die Dokumentation ist wirklich sehr authentisch geworden. Bert in deinem Film, ist der Bert wie man ihn kennt und liebt

Georg Steinböck: Danke, dies wäre jedoch nicht möglich gewesen, wenn wir uns nicht bereits solange kennen würden. Ohne die bestehende Freundschaft und das Vertrauen in ihn, wäre ein solcher Film nicht machbar gewesen. Ich wusste, auf wen ich mich einlasse, was den Vorteil hatte, ihn einfach machen zu lassen. Ihn wirklich nur zu begleiten und damit die EM aus seiner Perspektive wiederzugeben. Seine Lebensart, seine Lebensphilosophie begünstigte viele Zufälle. Er ist jemand, der sehr schnell mit Menschen in Kontakt kommt und kennt Viele. Daher musste nichts inszeniert werden und die zufälligen Treffen mit seinen Bekannten sind echt. Wir haben wirklich nicht damit gerechnet. Insgesamt kann ich nur sagen, dass der Film eine schöne Beschreibung unserer Freundschaft geworden ist.

Bert Unrau: Find ich auch. Das bin Ich! Ohne den Georg hätte ich dies auch nicht gemacht. Zu Beginn war ich unsicher, da man gerade durch Schnitt und Kamera vieles verfälschen kann. Als der Georg  jedoch zu den Probeaufnahmen nach Wuppertal kam und mir dann denn Teaser vorstellte, waren alle Bedenken verflogen. Ich wusste, dass ich mich auf den Georg verlassen und ihm vertrauen kann. Daher konnte ich auch einfach Ich sein, ohne Bedenken.

Was hat dir auf eurer gemeinsamen Reise am Besten gefallen?

Georg Steinböck: Man war wirklich dem Zufall auf der Spur. Es war natürlich etwas besonderes, das Finale mit dem ehemaligen Präsidenten des AFC (A.v.m. The Asian Football Confederation) zu sehen. Sehr gut gefallen hat es mir auf der Alm. Dort war der Fußball wirklich nur „Mittel zum Zweck“. Wir hatten einen wunderschönen Abend und dieses ist auch die Essenz des Ganzen für mich gewesen. Fußball ist sehr kommunikationsfördernd und gehört einfach dazu.

Bert Unrau: Auch mir haben die Zufälle sehr gefallen. Ich habe unverhofft alte Freunde wiedergetroffen und viele tolle Menschen kennengelernt. Aus Einigen sind sogar echte Freundschaften entstanden.

Wirst Du jetzt auf der Strasse erkannt und angesprochen, Bert? Wie ist die Resonanz auf den Film?

Bert Unrau: Bereits nach meiner Kolumne in der WZ wurde ich ja angesprochen auf der Strasse. Nachbarn haben angefangen zu grüssen (lacht) und auf dem Elberfelder Markt habe ich sogar Oliven geschenkt bekommen. Die Resonanz bis dato war durchweg positiv.

Wie geht es jetzt weiter?

Georg Steinböck: Wir werden nun an der weiteren Verwertung des Films arbeiten. Die DVD wird ja bald auch erscheinen.

Bert Unrau: Ich mach jetzt erstmal Urlaub.

Das CinemaxX zeigt „Berts Fußball Reise“ täglich um 18:45h und es soll Sondervorführungen während der „Fußball-Europameisterschaft 2012“ geben.


Georg Steinböck

Geburtdatum: 17.01.1967

Wohnort: Wien

Beruf: Filmemacher

Filmografie:

Kurzdoku „Im Schatten der Wiener“

Kurzfilm „Washing“

Dokumentarfilm „Berts Fußball Reise“

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