100 Jahre Warenhaus Tietz: Die nächsten Veranstaltungen

Das einstige Warenhaus der Leonhard Tietz AG am Neumarkt in Elberfeld wird 100 Jahre alt. Am Montag geht das Veranstaltungsprogramm der Begegnungsstätte Alte Synagoge mit Vorträgen zur Architektur und zur "Entjudung" des Unternehmens durch die Nationalsozialisten in die zweite Woche.

1933 wurde die Leonhard Tietz-AG in "arischen" Besitz überführt und in Westdeutsche Kaufhof AG umbenannt. Postkarte aus der NS-Zeit (Stadtarchiv Wuppertal)

Nach dem erfolgreichen Start in der vergangenen Woche hier nun die nächsten Veranstaltungen vom 23. bis 27. April auf einen Blick:

Montag, 23. April 2012, 14.00 – 16.00 Uhr, Begegnungsstätte Alte Synagoge

„Die Juden sind reich und tragen spitze Hüte.“ Informationsveranstaltung über antisemitische Klischees

Kaum ein judenfeindliches Klischee scheint so haltbar wie das vom „reichen Juden“. Vom Bild des mittelalterlichen jüdischen Geldverleihers und „Hofjuden“ über die Vorstellung des jüdischen Kapitalisten und Börsenspekulanten bis zur Idee eines beherrschenden Finanzjudentums in den New Yorker Zwillingstürmen reichen die Fantasien. Der Nachmittag bietet Gelegenheit, diese und andere antijüdische Bilder zu analysieren und Argumente dagegen zu entwickeln.

Eintritt frei

Dienstag, 24. April 2012, 19.00 Uhr, Begegnungsstätte Alte Synagoge

„Ein Tempel der Kauflust“ – Das Warenhaus Tietz in Elberfeld und sein Architekt Wilhelm Kreis

Vortrag von Prof. Dr. Achim Preiß, Weimar

Am 24. April 1912 eröffnete am Neumarkt die Leonhard Tietz AG eine neues und prächtiges Warenhaus. Mit drei prunkvollen Lichthöfen und seiner imposanten Sandsteinfassade setzte das von Wilhelm Kreis entworfene Gebäude einen Meilenstein der zeitgenössischen Warenhaus-Architektur und strahlte weit über das Wuppertal hinaus. Warenhäuser wie das in Elberfeld waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht nur „Tempel des Konsums“ und „Kaufpaläste“, sondern auch herausragende Kristallisationspunkte des modernen, gr0ßstädtischen Lebens. Das Wuppertaler Tietz-Gebäude von 1912 gilt bis heute als ein herausragendes Beispiel moderner Warenhausarchitektur im wilhelminischen Deutschland. Achim Preiß lehrt Architekturgeschichte an der Bauhaus-Universität Weimar und war langjähriger Mitarbeiter der Wuppertaler Zeitschrift „polis“. In seinem Vortrag wird er das bedeutende historische Warenhausgebäude und seinen Architekten vorstellen.

Eintritt 3 €

Mittwoch, 25. April 2012, 19.30 Uhr, Begegnungsstätte Alte Synagoge

„Der Kaufhof ist ein arisches Unternehmen!“ – Die „Entjudung“ der Leonhard Tietz AG durch die Nationalsozialisten

Vortrag von Hildegard Jakobs, Düsseldorf

Schon in den 1920er Jahren sahen sich jüdische Warenhausunternehmer wie Tietz oder Wertheim Feindseligkeiten und Attacken aus Kreisen des deutschnationalen Mittelstands ausgesetzt. Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten ging diese Haltung in eine staatlich gelenkte Politik des Boykotts und der „Arisierung“ über. | 1933 wurden die jüdischen Vorstandsmitglieder der Leonhard Tietz AG entlassen und das Unternehmen in „Westdeutsche Kaufhof AG“ umbenannt. Aber NS-Aktivisten aus Wuppertal war dies nicht radikal genug. Sie griffen die neue Firmenleitung öffentlich an und nötigten sie 1935 zu einer reichsweiten Anzeigenkampagne unter dem Motto „Der Kaufhof ist ein arisches Unternehmen!“

Hildegard Jakobs ist Historikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Mahn- und Gebenkstätte Düsseldorf.

Eintitt 3 €

Donnerstag, 26. April 2012, 21.00 Uhr (Einlass: 20.30 Uhr), Damenkonfektionsabteilung GALERIA Kaufhof,

Es liegt in der Luft. Ein Spiel im Warenhaus.

Text: Marcellus Schiffer, Musik: Mischa Spoliansky

Aufgeführt von Katharina Schumacher, Lena Schweizer, Florian Korth, Julian Suzuki. Einstudiert und inszeniert von Cornelia Niedzkowski und Thomas Braus

Das Lebensgefühl und den Zeitgeist der Neuen Sachlichkeit in den 1920er Jahren wurde wohl in keinem Bühnenwerk besser auf den Punkt gebracht als in der Kammerrevue „Es liegt in der Luft“ von 1928. Mit Spott und Satire beschreibt sie die Gesellschaft jener Zeit, für die das Leben wie ein Warenhaus war – modern, bunt, chaotisch und übersättigt. In revueartigen Szenen werden von den Akteuren kleine Geschichten rund um das Warenhaus erzählt, u.a. von den Zwillingen Peter und Petersilie, die von ihren Eltern beim Einkauf vergessen wurden und nun zum „Inventar“ des Warenhauses gehören. Bei der Uraufführung der Revue in Berlin trat auch die damals noch unbekannte Marlene Dietrich auf.

Die Warenhaus-Revue ist restlos ausverkauft! Es gibt leider keine Karten mehr.


Freitag, 27. April 2012, 16.00 Uhr, Treffpunkt: Hofaue, Ecke Zollstraße, Wuppertal-Elberfeld

Zwischen Hofaue und Herzogstraße. Ein Stadtrundgang auf den Spuren jüdischer Kaufleute in Wuppertal

Schülerinnen und Schüler der 8. Jahrgangsstufe des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums haben sich im Rahmen von Projekttagen und im Unterricht mit der Geschichte des Unternehmens Tietz und seines Gründers befasst. Auf ihrem Rundgang erzählen sie von weiteren jüdischen Familien, die in Elberfeld kleine und größere Unternehmen gründeten.

Eintritt frei

Das Gesamtprogramm der Veranstaltungsreihe „Konsumtempel und Ort der Moderne – 100 Jahre Warenhaus Tietz in Wuppertal“ finden Sie auch auf der Homepage der Begegnungsstätte Alte Synagoge: www.alte-synagoge-wuppertal.de.



Anmelden

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert