Bergische Blätter – Alles außer Politik

In den Rathäusern von Wuppertal, Solingen und Remscheid tut man sich bis heute schwer mit der bergischen Kooperation. Dass man das Städtedreieck aber sehr wohl als Einheit sehen kann, haben die Herausgeber der „Bergischen Blätter“ schon vor mehr als dreißig Jahren verstanden.

1978 gründete Uwe Schoebler die Zeitschrift „Bergische Blätter“, deren Ursprünge auf eine Studentenzeitung an der damaligen „Bergischen Universität – Gesamthochschule Wuppertal“ zurückgehen. Die universitären Wurzeln der Bergischen Blätter sind auch heute noch sichtbar: seit einem Vierteljahrhundert berichtet die Zeitschrift auf zwei Doppelseiten über das Geschehen an der heutigen Bergischen Universität Wuppertal. Die Pressestelle der Uni und mehrere Professoren versorgen die Bergischen Blätter mit den entsprechenden Anregungen.

Eine Studentenzeitung sind die Bergischen Blätter deswegen nicht. Als Zielgruppe peilen Herausgeber Uwe Schoebler, seine Frau Gabriele, die für Vertrieb und Marketing zuständig ist, und Redakteurin Silke Nasemann das bergische Bildungsbürgertum an.

Gabriele Schoebler (r.) und Silke Nasemann

Neben den Bergischen Blättern gibt die „Bergische Blätter Verlagsgesellschaft mbH“ verschiedene Publikationen für Wuppertaler Bürgervereine, die Mitgliederzeitschrift des Zoo-Vereins „Pinguinal“ und einen Studentenführer heraus.

10.000 Exemplare vierzehntäglich

Mit einer Auflage von rund 10.000 Exemplaren und einem vierzehntäglichen Erscheinungsrhythmus bilden die „Bergischen Blätter“ aber eindeutig das Flaggschiff des Verlags. Die Leser beziehen die Zeitschrift im Abo oder über den Freiverkauf.

Für Redakteurin Silke Nasemann stehen die Themenfelder Wirtschaft, Gesundheit, Soziales, Kultur sowie Informationen aus der regionalen Gesundheitsbranche im Mittelpunkt ihrer Berichterstattung. Nasemann ist die einzige Vollzeit Redakteurin. Weitere zehn freie Mitarbeiter steuern Themen bei, die jedoch nicht aus dem Verlagsgebäude in Barmen vorgegeben werden.

„Politik ist für uns kein Schwerpunkt,“ sagt Silke Nasemann. „Wenn wir doch einmal über politische Themen berichten, dann eher in die Tiefe gehend. Wir haben zum Beispiel bei der letzten Landtagswahl die Programme aller Parteien abgebildet. Wir haben das aber weniger als Politikberichterstattung verstanden, sondern eher als Entscheidungshilfe für die Wähler.“

Die neue Ausgabe der Bergischen Blätter ist ab 19. November erhältlich.

Redaktionsalltag hat sich radikal verändert

Silke Nasemann, die in Bochum und Utrecht Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte studiert hatte, kam vor zwölf Jahren über ein Volontariat zu den Bergischen Blättern. Seitdem hat sich ihr Arbeitsalltag radikal verändert.

„Früher haben wir noch einen Layouter beschäftigt, der in echter Handarbeit Filme geklebt hat,“ erinnert sie sich. Die zunehmende Digitalisierung hat dazu geführt, dass Redakteurin Nasemann ihre Artikel heute nicht nur schreibt, sondern auch grafisch in die passende Form bringt.

„Facebook finde ich toll“

Auf die Frage, ob die Computerisierung und die expandierenden sozialen Netzwerke eher Chance oder Risiko sind, hat Silke Nasemann eine klare Position: „Ich finde das toll. Der Kontakt zum Leser ist heute viel direkter als früher. Ich finde das sehr spannend. Wir haben die Chance, über die sozialen Netzwerke auch Kontakte zu Menschen zu knüpfen, die unsere Zeitschrift noch nicht kennen.“

In absehbarer Zeit ist für Gabriele Schoebler und Silke Nasemann das Druckprodukt allerdings nicht in Gefahr: „Unsere Leser sind eher etwas älter als der Durchschnitt und legen Wert darauf, ihre Bergischen Blätter in Händen halten zu können“, sagt Gabriele Schoebler.

„Kommende Generationen denken mehr und mehr bergisch“

Schoebler und Nasemann sehen durchaus Fortschritte im Entstehen einer bergischen Identität. Die Kooperationen der drei Städte hätten allen Problemen zum Trotz zugenommen, wie die Gründung der Bergischen Entwicklungsagentur BEA beweise. An der BEA werde aber auch deutlich, dass es an vielen Stellen noch klemmt.

Immerhin würden aber auch bereits viele Unternehmen wie etwa die Sparkassen vermehrt auf bergischer Ebene kooperieren. „Die kommenden Generationen denken mehr und mehr bergisch“, ist Gabriele Schoebler sicher.

Spannendes außerhalb der eigenen Stadtgrenzen zeigen

Eine Vorreiterrolle bei der bergischen Kooperation reklamieren die „Bergischen Blätter“ für sich nicht. Silke Nasemann: „Wir wollen den Menschen in Wuppertal aber zeigen, dass es auch Spannendes außerhalb der Stadtgrenzen gibt.“

Der Blick in die Zukunft ist für die „Bergischen Blätter“ genauso unklar wie für alle anderen Printmedien auch. „In zehn Jahren wird der digitale Anteil überwiegen und auch ein Magazin wie unseres wird zwangsläufig aktueller“, vermutet Silke Nasemann. Doch das Blatt werde weiterhin in erster Linie eher über Hintergründe berichten als über tagesaktuelle Themen.

Dem stimmt auch Gabriele Schoebler zu und ergänzt: „Ob nun digital oder print: auch in zehn Jahren wird es in den Bergischen Blättern interessante Berichte über spannende Themen geben.“


Spannend und mit regionalem Bezug sind auch die Ausstellungen, die seit mehreren Jahren in den Räumen der „Bergischen Blätter“ stattfinden. Gabriele Schoebler: „Wir halten gezielt Ausschau nach Nachwuchskünstlern mit akademischem Hintergrund“. Aktuell stellt Alina Gross „Inszenierte Fotografie“ aus. Die Ausstellung kann noch bis zum 25. November montags bis donnerstags zwischen 9:00 und 17:00 Uhr oder nach Vereinbarung im Verlagsgebäude, Schützenstraße 45 besucht werden.


Fotos: Georg Sander, Alina Gross

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