30.01.2011

Unsere Familie Wuppertal

Solange ihr eure Beine unter unseren Tisch stellt, habt ihr das zu machen, was die Alten wollen.

Alle reden von einer angestammten Kluft zwischen denen im Tal, zwischen Barmen und Elberfeld – was aber Nonsens ist. Diese von den einverleibten Randstadtteilen herbeigeredete Animosität ist so was wie Geschwisterliebe, heute käbbeln sich so und morgen liegen sich in den Armen.

Nach nun mehr als 80 Jahren ist daraus längst eine Form von alter Ehe geworden, man hat nicht mehr viel miteinander, aber schätzt sich und Mutter Barmen kocht dem Vatter Elberfeld noch immer seine geliebte Erbsensuppe, zu mehr reicht es bei der schmalen Rente eben nicht. In die Öffentlichkeit wackeln die beiden als Ehepaar Wuppertal, geführt vom langen Oberpfleger, noch immer Hand in Hand an dem einen alterschwachen Rollator Schwebebahn – wie lange der es noch tut, weiss der Düwel.

Was schade ist, sie haben keine gemeinsamen Kinder, will mal sagen bis auf die Adoption 1975, als die Tante Dönberg im Schosse der Familie aufgenommen wurde. Aber Eigensinnig wie sie nun mal ist, hockt sie lieber auf ihrer Anhöhe um zu gucken, ob nicht doch noch etwas besseres vorbeikommt.

Enkel gibt es reichlich. Nicht mehr so viele wie vor wenigen Jahrzehnten, da ging das Richtung halbe Million, aber kurz über 300Tausend sind es noch immer.

Die beiden Großeltern, Oma und Opa Wuppertal, kümmerten sich eigentlich immer ganz rührend um die lieben Kleinen. Im Laufe der Jahre wurde die Kids aber immer kritischer, schon in den 60ern fanden die es nicht mehr witzig wie die Ollen mit ihnen umsprangen, man liess sich nicht mehr alles sagen und die Ollen bliesen Trübsal.

Omma Barmen, angeleitet vom Oberpfleger, kam auf den Dreh, man sollte sich doch etwas dahin bauen, sodass die lieben Enkelchen stolz auf die Großeltern sind. Opa Elberfeld, Zeit seines Lebens etwas knauseriger im Wesen, warnte Oma davor – leisten könnten sie es sich nicht. Die Oma, so wie sie ist, setzte ihren Barmer Dickkopf durch. Der von den Höhen stammende Oberpfleger setzte Oma die Flausen ins Ohr, sie bräuchten nur eine neue Eingangstüre, ein Portal zur Familie Wuppertal gewissermaßen, und der Besuch der Enkelchen wäre wieder geritzt. Es kämen sicher zudem sogar noch Verwandte oder Bekanntschaften von Fern und Nah zu Besuch, brächten Geschenke und Wohlstand, und man könne sich sicher noch viele neue Garagen für den Rollator gönnen.

Nun trug das dann aber so zu. Mutter hatte da etwas eingebrockt, ihr eigenes Süppchen war auf dem Herd, begann schon zu brodeln. Die Zutaten sollten auf Pump geliefert werden, noch dampfte der Pott nur und heisse Luft strömte in die Gassen der Enkel. Oma ließ durch den Pfleger den Enkeln mitteilen, dass die ganze Familie nun ran müsse, alle hätten etwas davon. Die Kleinen sollten doch mal sammeln, sonst würde das nichts mit der schönen Türe, bzw. dem Süppchen für alle.

Abwarten wie es weiter geht, noch qualmt es bisher nur in der Küche.

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Kommentare

  1. Die liebe Verwandschaft eben. Und alle warten auf einen unerwarteten Geldsegen, oder wie der Alois aus München, auf eine göttliche Eingabe. Auf beides warten die Münchner schon Jahrzehnte. Sollte dennoch in Wuppertal ein solches Wunder geschehen?
    Wünschenswert wäre es jedenfalls.

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