Frühlingserwachen am Toelleturm

Barmer Verschönerungsverein eröffnete die Saison 2018 und feiert in diesem Jahr das 130-jährige Jubiläum des Bauwerks.

» Dieser Artikel ist zuerst erschienen im SonntagsBlatt 16/2018.

Zweifellos ist der Toelleturm einer der schönsten Orte Wuppertals. Wer die 146 Stufen des Turmes in Kauf nimmt, der wird bei klarem Wetter mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Von der oberen Plattform aus kann man bis Düsseldorf schauen und hat ein einzigartiges Panorama auf das Wupper-Tal.

Eröffnet im Jahr 1888, feiert der Barmer Verschönerungsverein (BVV) in diesem Jahr das 130-jährige Bestehen „seines“ Turmes mit einer Reihe von Veranstaltungen für Jung und Alt. Dabei besteht immer die Möglichkeit, in den Genuss der Fernsicht zu kommen. Allein dieses Jahr wird der Toelleturm an 34 Sonn- und Feiertagen seine Pforten öffnen. Ermöglicht wird das von den aktuell 19 „Türmern“, die den Verein ehrenamtlich mit ihrer Manpower unterstützen.

Die Aussicht vom knapp 27 Meter hohen Toelleturm in Hochbarmen ist bei klarem Wetter für Jung und Alt ein echtes Erlebnis.Die Aussicht vom knapp 27 Meter hohen Toelleturm in Hochbarmen ist bei klarem Wetter für Jung und Alt ein echtes Erlebnis. ©Andreas Schmidt

„Jeder Tag, an dem wir geöffnet haben, besteht aus zwei Schichten à drei Stunden“, berichtet Volker Staab vom BVV. So kommen schnell knapp 80 Stunden zwischen April und Oktober zusammen. „Jeder Türmer übernimmt, da viele Dienste zu zweit besetzt sind, fünf bis zehn Dienste pro Jahr“, so Staab. Zahlreiche Besucher stammen aus Wuppertal, kommen aber erst im „fortgeschrittenen Alter das erste Mal auf den Toelleturm und sind wegen der tollen Sicht überrascht“, berichtet der Türmer. Aber auch Gäste aus Übersee hat er schon begrüßen können. Bei so viel Publikumsverkehr bleiben negative Erlebnisse nicht aus. Besonders ärgert sich Volker Staab über „kniepige Bürger, denen man ansieht, dass sie nicht ganz unvermögend sind und die sich zu schade sind, etwas zu spenden.“ Dies sei aber eine Ausnahme, ebenso die Mitmenschen, die ihn und seine Kollegen beschimpfen, weil man den Toelleturm am Ende der Schicht schließt.

Immerhin konnte man im vergangenen Jahr rund 2.500 Euro an Spenden zum Erhalt des Turmes einnehmen. Ob dies an der Eröffnung des Spielplatzes und des Eiscafés liegt, das im historischen Toilettenhäuschen untergebracht wurde, lässt sich nicht belegen. Am vorletzten Wochenende bildeten sich jedoch lange Schlangen vor dem Café, das zum Verweilen einlädt. Da gab es ein Sonntagskonzert, bei dem das historische Ambiente rund um den Turm durch Drehorgelspieler verstärkt wurde: Sonja und Bernd Krefting vom Hatzfeld, die „Gänseliesel“ Ingrid Patzer vom Opphof sowie Christel und Wilfried Reichelt aus Wichlinghausen sind – musikalisch betrachtet – Wuppertaler Originale. Sie ließen es sich nicht nehmen, mit ihren Drehorgeln zum Toelleturm zu kommen und Wuppertaler Lieder zum historischen Klang ihrer Instrumente im Schatten des Turmes ertönen zu lassen.

Mit nostalgischer Drehorgelmusik wurde die Saison am Toelleturm eröffnet.Mit nostalgischer Drehorgelmusik wurde die Saison am Toelleturm eröffnet. ©Andreas Schmidt

Gelegen auf einer Höhe von 330 Metern über dem Meeresspiegel ist der knapp 27 Meter hohe Turm nicht nur an den Wochenenden ein Ausflugsziel – das Baudenkmal befindet sich in den Barmer Anlagen, die mit gut 100 Hektar als deutschlandweit größte private Parkanlage bezeichnet wird. Auf eine bewegte Geschichte blickt der Turm zurück: Seitdem er 1887 von den Kindern des Unterbarmer Textilfabrikanten Ludwig-Ernst Toelle gestiftet wurde und als Aussichtsturm galt, wurde er im Zweiten Weltkrieg als Beobachtungspunkt zur Überwachung des Luftraumes genutzt. Nach dem Krieg wurde der Toelleturm 1949 als einsturzgefährdet eingestuft – und geschlossen.

Erst nach einem Spendenaufruf erfolgte ein Jahr später die Wiedereröffnung. Weil die Kosten für die Instandhaltung offensichtlich zu hoch waren, wurde Anfang der 1960er-Jahre sogar über einen Abriss nachgedacht. Mit Hilfe der Stadtsparkasse und des Barmer Verschönerungsvereins wurde Schlimmeres verhindert – aber erst 1990 konnte der Verein mit seinen rund tausend Mitgliedern die Wiedereröffnung „seines“ Turmes feiern. Zuvor hatte man fast eine Million D-Mark gesammelt, um das Unmögliche möglich zu machen. Aus diesem Grund sind Volker Staab und seine „Mit-Türmer“ dankbar für jeden gespendeten Euro, der den Erhalt des Toelleturmes weiterhin sichert. Natürlich ist der Barmer Verschönerungsverein für neue Mitglieder offen, um die „herausragende“ Arbeit rund um den Turm weiterhin „wuppen“ zu können. Informationen erteilt der Verein auf seiner Website www.barmer-anlagen.de.

» Dieser Artikel ist zuerst erschienen im SonntagsBlatt 16/2018.

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