Zwei Unikate aus Stahl: Schwebebahn in Sinsheim

Einen der dreiteiligen Triebwagen der ausgedienten „Baureihe 1972“ der Wuppertaler Schwebebahn hat es ins baden-württembergische Sinsheim verschlagen: ins Erlebnismuseum Fördertechnik

Die Freyler Industriebau GmbH, die das Gerüst dafür gebaut hat, schickte dazu einen Bericht.
Bei der Planung der Schwebebahn in Wuppertal mussten seinerzeit vielen Faktoren berücksichtigt werden. So galt es, neben städtebaulichen Aspekten, wie der Erschließung der Haltestellen, auch technische Anforderungen – wie Statik und Fahrverhalten der Züge – sowie die Streckenführung über der hochwassergefährdeten Wupper zu bedenken. Die Tragkonstruktion des weltweit einzigartigen Verkehrsmittels besteht deshalb aus Stahlrahmen mit schrägen Stützenpaaren und eingehängten Brücken aus Fachwerkbindern, welche die Fahrschienen tragen – einfach, aber nicht simpel: Ein Großteil der Bauteile in Wuppertal sind individuell gefertigte Unikate mit Spannweiten von bis zu 33 Metern.
Besondere Herausforderung für den Stahlbauer
Im Sinsheimer Museum für Fördertechnik war die Freude besonders groß, mit dem Triebwagen eines der 24 Stücke deutscher Transportgeschichte zu ergattern. Die Präsentation sollte daher besonders authentisch sein und den Besuchern ein richtiges Erlebnis bieten. Für die Konzeption, Planung und Ausführung des Stahltragwerks zur Aufhängung des 35 t schweren Exponats konnte Freyler Industriebau gewonnen werden.

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Zunächst wurde das Projekt virtuell simuliert
Normalerweise realisieren wir ganzheitliche Bauvorhaben für Industrie und Gewerbe. Dabei kommen zwar auch Tragwerke und Konstruktionen aus Stahl zum Einsatz – eine solche Aufgabe war uns jedoch neu“, berichtet Projektleiter Reinhard Türk. „Uns hat die Herausforderung jedoch großen Spaß gemacht, selbst ein kleines Unikat zu schaffen, das dem Original in Wuppertal optisch nahe kommt.“ Umgesetzt wurde ein funktionales und zugleich optisch ansprechendes, 11 Meter hohes Tragwerk aus vier schrägen Stützenpaaren und einem Fachwerkträger.

Fast wie in Wuppertal
Wenig Raum, um viel zu planen
Ähnlich dem Vorbild im Bergischen Land musste Freyler verschiedene Aspekte hinsichtlich der Statik, des Fundaments und der Sicherheit berücksichtigen: Der dreiteilige Wagen mit einer Länge von 25 Meter, einer Höhe von 2,50 Meter und einer Breite von 2,20 Meter sollte prominent am Eingang platziert werden – zwischen drei Bestandsgebäuden. Sehr begrenzt war daher die Grundfläche für das Projekt: „Wir mussten die Konstruktion millimetergenau auf die Abmessungen der Bahn abstimmen und in den nur ca. 250 m² großen Hof zwischen den Museumsgebäuden einfügen. Auf deren vorhandene Fundamente und Grundleitungen mussten wir dabei besonders Acht geben“, erklärt Freyler-Architekt Martin Leopold. „Wenn nötig, haben wir Leitungen und Rohre umgelegt oder ganz entfernt.“
Damit der neue Publikumsmagnet bis zur Hauptsaison 2017 fertig sein konnte, hat Freyler Industriebau auch organisatorische Aufgaben übernommen, wie beispielsweise die Abstimmung des Bauantrags mit den Behörden. Nicht zuletzt war es für das Museum von Vorteil, mit dem Unternehmen einen erfahrenen Partner im Boot zu haben: „In kürzester Zeit hat unser Stahlbau in Kenzingen alle Teile gefertigt und vormontiert, so mussten insgesamt nur sechs große Bauteile nach Sinsheim transportiert werden“, erklärt Architekt Martin Leopold. Zum Korrosionsschutz wurde die Stahlkonstruktion im Werk feuerverzinkt, ein Anstrich auf der Baustelle war somit nicht erforderlich.
Vor Ort wurde dann acht Wochen lang gearbeitet: Nach Abbruch bestehender Bauteile und der Erstellung der Fundamente erfolgte die Montage der vier großen Stahlrahmen und dem zweigeteilten Fachwerkträger. Zum Abschluss wurde noch eine Zugangstreppe errichtet und der dreiteilige Zug eingehängt und ausgerichtet.
Ein Erlebnis in sechs Metern Höhe
Freyler Industriebau hat bereits bei der Planung der Stahlkonstruktion das Einhängen der Waggons bedacht und das Konzept darauf ausgerichtet. So nahm es nur einen Tag in Anspruch, die verschiedenen Teile der Hochbahn zu montieren. Ein weiterer Tag war für die Feinjustierung der zwei Fahrgastwagen mit dem dazwischenliegenden Koppelstück notwendig: „Es verlief alles wie geplant“, freut sich Reinhard Türk, Projektleiter bei Freyler. „Und für die Monteure war es ein kleines Highlight mit realistischem Einblick – das Verbindungsstück zwischen Waggons und Tragwerk entspricht 1:1 dem Original und könnte auch in Wuppertal zum Einsatz kommen.

Maßarbeit war gefordert
Das 28 Meter lange Ausstellungsstück in Sinsheim ist ausgelegt für 40 Fahrgäste, die sich in einer Höhe von sechs Metern aufhalten. Über den Hof eines Bestandgebäudes, in dem sich auch der Kassenbereich des Erlebnismuseums befindet, erreichen die Gäste den Zugang zur Schwebebahn im Rhein-Neckarkreis: Diese Stahltreppe hat Freyler obendrein so konzipiert, dass sie im Notfall auch als Fluchtweg dient. Das unterscheidet sie etwas vom Original im Tal der Wupper.

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