Sprechende Tiere

Ungewöhnliche Fragestellungen, bekannte, aber auch sehr merkwürdige Vierbeiner sowie teilweise gewöhnungsbedürftige Thesen findet der Leser in der weinrot eingebundenen Publikation des Wuppertaler Historikers Heiko Schnickmann. Unser Buch der Woche.

Den Begriff des Sprechens definiert der Autor zwangsläufig weit, denn es sprechen weder Tiere, die als Götter verehrt werden, noch solche, die auf dem Teller landen. Schnickmann, der sich auf eine große Zahl von Untersuchungen aus verschiedenen Zeiten und Sprachen stützt (vor allem auf Reisebeschreibungen, Monographien, aber auch die schöne Literatur), beschäftigt sich mit Tieren, die im Gefolge friedlicher, zumeist aber kriegerischer Expansionen in „fremde“ Kulturkreise eindringen und sich dort entweder behaupten oder verändern. Den Schwerpunkt legt er auf die Zeit von 1500 bis 1800.

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Schnickmann hat eine große Menge an Fakten zusammengetragen, beschäftigt sich mit Hund und Katze, Schaf und Ziege, Schwein und Rind, Hase und Huhn sowie dem Pferd. Er führt so nebenher in die Umweltgeschichte ein und in diesem Zusammenhang in die so genannte Geopolitik, also einer politischen Disziplin, die tatsächlich „die US-amerikanische und europäische Politik gegenüber der Sowjetunion viele Jahre bestimmte“ (Seite 11), und kommt von dieser dann wiederum, nachdem er den römischen Geschichtsschreiber Sallust und den Meteorologen und Nobelpreisträger Paul Crutzen zitiert, auf die Beschäftigung mit Tieren zurück.

Man verliert im Gewirr der im Einzelnen oftmals hochinteressanten Fakten und Zusammenhänge mitunter den roten Faden. Die Möglichkeit, die Ergebnisse der Untersuchung in der vergleichsweise kurzen Zusammenfassung zu bündeln, wird nur unzureichend genutzt. Insgesamt greift der Autor eine Überfülle an Themen auf, die ihrerseits wert wären, in eigenen Monographien beleuchtet zu werden. Schnickmann, laut Homepage www.itigefo.de Direktor des Instituts für Tiergeschichtsforschung, ist im Bergischen Geschichtsverein aktiv und arbeitet u. a. über lokal- und kirchengeschichtliche Fragen.

Das etwas mehr als 30 Seiten umfassende Literaturverzeichnis hätte man sich etwas gegliederter gewünscht. Ein Personen- oder ein Tierregister fehlt völlig. Englische, französische, italienische, schwedische und lateinische Zitate usw. samt und sonders unübersetzt zu lassen, wird mit Sicherheit den einen oder anderen Leser überfordern. Gleichwohl eine lohnende Lektüre.

MATTHIAS DOHMEN

 

Heiko Schnickmann, Sprechende Tiere. Wie europäische Haustiere die Welt veränderten, Remscheid: Rediroma 2016, ISBN 978-3-96103-043-9, 276 S., Euro 12,95, www.rediroma-verlag.de.

 

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