Immer mehr Wohnungslose

Bei dem aktuellen Wetter herrscht im Café Oberstübchen Hochbetrieb. Anstieg der Hilfesuchenden in 2016 um rund 40 Prozent!

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Die Zahl der Wohnungs- und Obdachlosen, um die sich die Diakonie kümmert, steigt. Im vergangenen Jahr haben insgesamt 1623 Menschen das Beratungsangebot für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten an der Oberstraße in Anspruch genommen. Im Vorjahr wurden im Vergleich dazu 1145 Personen im Hilfesystem erfasst. Das ist ein Anstieg um rund 40 Prozent.

Auch in der Beratungs- und Notschlafstelle für Frauen (Hopster-Fiala-Haus), das die Diakonie im Auftrag der Stadt an der Deweerthstraße betreibt, wächst der Bedarf. „Die Situation ist angespannt. Es kommen immer mehr Frauen zu uns und auch die Verweildauer steigt“, berichtet Mirjam Michalski, als Geschäftsführerin verantwortlich für die Soziale Teilhabe gGmbH. Das liege unter anderem auch an den vielen zusätzlichen Frauen mit Fluchthintergrund, die Hilfe suchen.

Grundsätzlich beobachtet sie die Entwicklung mit Sorge: „Der Versorgungsdruck nimmt zu. Wir müssen uns um immer mehr psychisch Kranke, Flüchtlinge und Menschen mit multiplen Diagnosen kümmern“, sagt Michalski.

Besonders bei der aktuellen Wetterlagen habe es die Betroffenen schwer. Das Team um Werner Reschke, Leiter der Beratungsstelle an der Oberstraße, hat dann besonders viel zu tun.  Das Kältekonzept der Stadt, bei dem die verschiedenen Angebote für die Betroffenen koordiniert  werden, sei zwar grundsätzlich positiv, so Reschke.

Die Umsetzung des Konzeptes sei für die Diakonie allerdings schwierig. „Wir habe einen deutlichen Anstieg der Klientenzahlen in alle Bereichen. Daher bräuchten wir mehr finanzielle und personelle Mittel“, so Reschke. So sieht das Kältekonzept der Stadt beispielsweise bei entsprechenden Temperaturen zusätzliche Kältegänge der Streetworker zwischen 19 und 22 Uhr vor. Diese seien aber aufgrund der engen personellen Lage nur schwer zu realisieren. Kältegänge können zur Zeit außerhalb der regulären Arbeitszeiten nicht realisiert werden.

Eine Versorgungslücke sieht Werner Reschke außerdem im Bereich der Tagesaufenthalte für Männer. Das Café Oberstübchen sei die einzige zielgruppenspezifische Anlaufstelle für Wohnungslose. Andere Stellen,  wie beispielsweise die Tafel oder das Café Cosa sind nur zeitweise geöffnet und richten sich zum Teil auch an eine ganz andere Klientel. Außerhalb der Öffnungszeiten des Cafés, das sich allein über Spenden und Diakoniemittel finanziert, seien die Wohnungslosen oftmals sich selbst überlassen. Das Oberstübchen hat montags bis donnerstags von 9 bis 15 Uhr und freitags von 9 bis 14 Uhr geöffnet. Dort gibt es eine Essensausgabe und die Betroffenen können duschen oder ihre Wäsche waschen. An den Wochenenden sowie an den Feiertagen bleibt das Oberstübchen geschlossen.

„Ich finde es mehr als  problematisch, dass die Zeit bis zu Öffnung der Notschlafstelle um 18 Uhr nicht abgedeckt wird“, sagt Reschke. „Gerade bei der aktuellen Wetterlage haben es die Betroffenen draußen sehr schwer.“

Das Kältekonzept der Stadt Wuppertal:
Wenn es draußen kalt ist, können sich die Bürger, die sich Sorgen um Menschen auf der Straße machen, rund um die Uhr unter dem Kältenotruf 563-4020 melden. Dann fährt tagsüber das Ordnungsamt oder nachts die Feuerwehr raus. Laut Sozialdezernent Dr. Stefan Kühn hat es im vergangenen Jahr insgesamt 334 Anrufe bei der Kältehotline gegeben. Das sind deutlich mehr als im Jahr 2015: Dort waren es 250 Anrufe. Dies liege zum einen am sehr kalten Januar 2016 und an einer gestiegenen Sensibilität der Menschen, so Kühn. Aus Sicht des Sozialdezernenten hat sich das Kältekonzept bewährt, weil das Ordnungsamt und die Streetworker eine Reihe von Einsätzen durchgeführt und so Menschen davon überzeugen konnten, die Übernachtungsstelle oder die Tagesstätte in der Oberstraße aufzusuchen.

foto: stadt wuppertal
text: nikola dünow/ör

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