Ernst Toller: »Pastor Hall«

Die Projektgruppe »Ernst Toller« führt Ausschnitte aus dem Drama »Pastor Hall« von Ernst Toller als szenische Lesung auf.

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Die Projektgruppe »Ernst Toller« führt Ausschnitte aus dem Drama »Pastor Hall« von Ernst Toller als szenische Lesung in der Unterbarmer Hauptkirche auf.

Ende Mai 1934:
1. Synode der Bekennenden Kirche und Verabschiedung der Barmer Theologischen Erklärung in der Gemarker Kirche

Ende Mai 2014:
Wir erinnern 80 Jahre danach an diesen mutigen Akt des christlichen Widerstandes gegen das NS-Regime mit einer

Szenischen Lesung
aus
Ernst Tollers Drama

Pastor Hall

Dargestellt von der Projektgruppe »Ernst Toller« unter der Leitung des Literaturwissenschaftlers Dr. Dirk Krüger

Fr., 30. Mai, 19:00 Uhr
und
Sa., 31. Mai, 19:00 Uhr
Unterbarmer Hauptkirche
Martin-Luther-Straße 15

Der Eintritt ist frei

Informationen zum Stück:
Die Barmer Theologische Erklärung von 1934 hat bis heute ihre weltweite Bedeutung nicht eingebüßt. Sie wurde, lediglich etwas mehr als ein Jahr nach der Machtübertragung an Hitler durch den Reichspräsidenten Hindenburg, zu einem bedeutenden Dokument des Widerstandes gegen das NS-Regime, dessen Wirkung bis in unsere Tage reicht.

Aus diesem Anlass führt die Projektgruppe »Ernst Toller« Ausschnitte aus dem Drama »Pastor Hall« von Ernst Toller als szenische Lesung auf. Damit ist zum ersten Mal eine Begegnung mit diesem ergreifenden Drama in Wuppertal möglich.

Das Drama ist eng angelehnt an das Schicksal des am 14. Januar 1892 in Lippstadt geborenen Pastor Martin Niemöller. Er und seine Familie lebten und wirkten seit 1900 in Wuppertal. Niemöller hatte maßgeblichen Anteil am Zustandekommen der 1. Synode in Barmen-Gemarke und an der Formulierung der Barmer Theologischen Erklärung. Er hat Anfang März 1934 in der Gemarker Kirche und in der Unterbarmer Hauptkirche gepredigt.
Er wollte mit seinem Auftreten den Widerstand unterstützen, der sich besonders ausgeprägt in der Reformierten Gemeinde Gemarke und in der Vereinigten evangelischen Gemeinde Unterbarmen im Kampf gegen die Nazi-Organisation »Deutsche Christen« herausgebildet hatte. In diesen beiden Gemeinden wurde für die Grundüberzeugungen der Bekennenden Kirche praktisch gelebt und gekämpft.

Am 27. Juni 1937 kann er seine letzte Predigt halten, am 1. Juli wird er verhaftet, am 8. Februar 1938 beginnt der berüchtigten Prozess gegen ihn. Weil er die Urteile nicht akzeptiert, erklärt Hitler kurzerhand Niemöller unbefristet zu einem »persönlichen Gefangenen des Führers«. Er wird in das Konzentrationslager Sachenhausen verschleppt. Unterernährung führt fast zur Erblindung. Am 17. März 1941 darf Niemöller den sterbenden Vater in Elberfeld besuchen. Die Teilnahme an der Beerdigung wird ihm nicht erlaubt – man befürchtet eine Massen-Kundgebung. Am 11. Juli 1941 kommt er ins KZ Dachau. Im Juni 1945 erzwingt er seine Freilassung durch einen Hungerstreik. Am 24. Juni kehrt er zu seiner Familie zurück. Sein Schicksal erregte weltweites Aufsehen.

Nach der Befreiung vom Faschismus sehen wir Niemöller in zahlreichen demokratischen und antifaschistischen Bewegungen aktiv. Er gehört zu den Gründern des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933-1945.

Ernst Toller wird am 1. Dezember 1893 in Samotschin geboren. Er wird zu einem der meistgespielten Autoren der Zeit zwischen 1918 und 1933. 1933 emigriert er über die Schweiz, Frankreich und England in die USA Unvergessen ist sein rastloses Wirken im Exil. Es gibt unendlich viele bewegende Dokumente aus dieser Zeit, die das dokumentieren.
Am 22. Mai 1939 nimmt er sich in New York das bewegte und so endlos wertvolle Leben. Mit Hilfe seiner Sekretärin hatte Toller für eine Reise nach Europa die Koffer bereits gepackt. Als sie aus einer kurzen Mittagspause zurückkehrte, hatte er sich erhängt.

Sein letztes Werk vor der Selbsttötung wurde das Drama „Pastor Hall“. Toller schreibt es 1938 an verschiedenen Orten: in New York, in Barcelona und in Cassis. Er stellt dem Stück voran: „Gewidmet dem Tag, an dem dieses Drama in Deutschland gespielt werden darf.“ Bis Anfang 1939, bis kurz vor seiner Selbsttötung, hat er es für die Veröffentlichung überarbeitet. Dabei konzentrierte er sich im Wesentlichen auf den Schluss des Stückes. Drei Versionen sind so entstanden.

Toller geriet nach 1945 – wie viele Exilschriftsteller – in Vergessenheit. Das hat sich inzwischen positiv verändert. Es gibt eine rührige Ernst-Toller-Gesellschaft, die regelmäßige wissenschaftliche Foren zu Toller organisiert und einen Ernst-Toller-Preis auslobt. Einzelne Werke wurden neu aufgelegt, eine gute Biographie ist erhältlich, eine kritische Gesamtausgabe ist in Arbeit. Und es gibt immer wieder – wenn auch spärlich – Bühnen, die seine Stücke aufführen.

Toller verbindet in dem Drama die drei Hauptfiguren – das Militär, die Kirche und die Arbeiterbewegung – im gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus. Sie sind in ihrer Ablehnung des Faschismus` vereint. Toller beabsichtigt mit dem Stück die notwendige, breite Basis des Widerstandes gegen den Faschismus zu zeigen und zu befördern. Notwendig ist in Tollers Augen eine Volksfront, um den Faschismus zu überwinden. Dazu müssen die ideologischen Grabenkämpfe überwunden werden. Toller hat Anregungen und Fakten für das Stück aus verschiedenen Quellen geschöpft, darunter Erlebnisberichte und Romane über Konzentrationslager, Schilderungen von Wolfgang Langhoff, Walter Hornung, Willi Bredel, Hermann Borchardt und Walter Schönstedt. Dadurch erreicht er den gewünschten Bezug zur Wirklichkeit. Die fiktive Geschichte wird eingebettet in die reale Gegenwart „um das Jahr 1935“. Das Stück wird damit zu einem Appell, einzugreifen und die Verhältnisse zu ändern. Es wird zu einem „Aktionsdrama“, er will mit der bewusst gewählten Figurenkonstellation ein bürgerliches, ein eher konservatives Publikum erreichen und aufrütteln. Um das zu erreichen verzichtet Toller in seinem Exilwerk weitgehend auf klassenkämpferische Standpunkte.

Das Drama dokumentiert eindrucksvoll den christlichen Grundüberzeugungen der Bekennenden Kirche und den christlichen Widerstand gegen die NS-Diktatur und bietet besonders für Jugendliche eine außerordentlich gute Möglichkeit, sich mit dem christlichen Widerstand gegen die NS-Diktatur auseinanderzusetzen. Ein Thema, das sehr aktuell ist.

Die folgenden Personen treten in dem Drama auf:

Moderator:

Friedrich Hall, Pastor:

Ida Hall, seine Frau:

Christine Hall, beider Tochter:

Paul von Grotjahn, General a.D:.

Dr. Werner von Grotjahn, sein Sohn:

Fritz Gerte, Sturmbannführer, später Kommandant des Konzentrationslagers:

Traugott Pipermann, Schuhmachermeister:

Jule, Hausmädchen im Pfarrhaus:

Egon Freundlich, Erwin Kohn, Peter Hofer, August Karsch, Hermann Stelter, Karl Müller, Johann Herder,
Gefangene im Konzentrationslager:

S.S. Mann Heinrich Degen:

Scharführer Josef Lüdecke:

2 Beamte der Gestapo:

Grundlage des dargebotenen Textes:
Ernst Toller: Gesammelte Werke, Band 3, Politisches Theater und Dramen im Exil (1927-1939) – Pastor Hall, S. 244 ff.
Herausgegeben von John M. Spalek und Wolfgang Frühwald
Carl Hanser Verlag, München Wien 1995²

Bearbeitet und geringfügig gekürzt von:
Dr. Dirk Krüger, Wuppertal

text: krueger/ör-wj

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