8samkeitsgruppe II mit ersten Erfolgen: Reelle Chance für acht Kinder

Seit zwei Monaten erhalten acht besonders belastete Kinder in der 8samkeitsgruppe II eine Intensivbetreuung. Sie gehören zu den rund 160 Kindern , die täglich in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in der Alten Feuerwache einen Anlaufpunkt finden.

Die Alte Feuerwache ist ein Hort, ja, für manche Kinder und Jugendliche sicherlich eine Insel, um ihrem Familienalltag zu entfliehen und kindgerecht zu leben. Um 13 Uhr fängt es schon mal mit etwas an, was eigentlich für alle Kinder eine Selbstverständlichkeit sein sollte: Mit einem warmen ausgewogenen Mittagessen. Allerdings haben hier die Köche schon ihre liebe Not, denn „Grünes“ wird oft schon aus Unkenntnis verweigert. Pommes und Nudeln sind zwar das, was alle Kinder lieben, für viele Kinder hier ist es aber auch das einzige, was sie kennen. Danach werden unter Betreuung die Hausaufgaben gemacht, für die meisten die einzige Chance, sich in Ruhe mit dem Schulstoff auseinanderzusetzen. Ab 15 Uhr können die Kids aus einem reichhaltigen, offenen Angebot wählen: Für die Vorschulkinder und Erstklässler gibt es bei den „Kleinen Riesen“ spezielle Angebote. Für alle gibt es Bastelkurse, eine Theatergruppe und vieles weitere Kreative mehr, eine Fahrradwerkstatt, Abenteuer- und Erlebnissport, toben in der Halle und draußen oder sich auch einfach mal zurückziehen, um zu lesen oder zu ruhen. Auch diese Möglichkeit haben viele zuhause nicht, weil sie nicht mal ein eigenes Zimmer besitzen.

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Schon jetzt ist ein Gruppengefühl bei den acht Kindern entstanden. (Foto: Alte Feuerwache)Schon jetzt ist ein Gruppengefühl bei den acht Kindern entstanden. (Foto: Alte Feuerwache)

Viele haben es schwer, manche noch schwerer
Doch für eine ganze Reihe von Kindern reicht dieses besondere Angebot nicht aus. Für sie wurde bereits vor drei Jahren dank des finanziellen Engagements des Lions Club Wuppertal Bergisch-Land die „8samkeitsgruppe“ gegründet. Acht Kinder bekommen hier gesonderte Intensivbetreuung mit eigener Hausaufgabenbetreuung, festen Ansprechpartnern und Gruppentreffen. Die Erfolge waren so überzeugend, dass Anfang Februar dank neuer Partner die „8samkeitsgruppe II“ an den Start gehen konnte.

Vier Mädchen und vier Jungen im Alter zwischen sechs und neun wurden ausgewählt, um ihnen durch diese besondere Betreuung den Start trotz widriger Umstände in ein gutes Leben ermöglichen zu können. „Zumeist sind auch die Geschwister bei uns ‚angedockt‘, die sich gut integriert haben und weniger unter den familiären Belastungen leiden“, berichtet Jana-Sophie Ihle, Leiterin des pädagogischen Bereichs der Alten Feuerwache, der man es anmerkt, dass die Auswahl trotz Fachgesprächen nicht leicht fiel. Die Kinder sind innerlich und/oder äußerlich auffällig – ob entwicklungsverzögert, vernachlässigt, unterernährt oder im Gegenteil fettleibig, mit hohem Aggressionspotential, wenigen Kenntnissen von sozialem Miteinander, auf sich allein gestellt, durch Beziehungsabbrüche geprägt. Kurzum – sie haben ein Umfeld, das wenig bis gar nicht tauglich ist, ein Kind liebevoll zu einem selbstbewussten und eigenständigen Individuum zu erziehen.

Die Problemlagen der Eltern reichen von schweren psychischen oder physischen Erkrankungen, völliger Überforderung, sozialer Schwäche, oftmals haben sie eine ähnliche Biographie hinter sich, vor der ihre Kinder nun durch Unterstützung bewahrt bleiben sollen. „Für uns ist es ein Erfolg, dass die Eltern trotz dramatischer Familiensituation und schwieriger eigener Vergangenheit unsere Unterstützung annehmen, mit uns sehr offen und bereitwillig zusammenarbeiten und uns nicht als Bedrohung sehen“, so Ihle. Mitunter kämen Eltern sogar von sich aus und bäten um Hilfe, die ihnen natürlich gewährt wird. Die Eltern wollten letztendlich doch das Beste für ihre Kinder, auch wenn sie selbst aus den unterschiedlichsten Gründen nicht in der Lage seien, es ihnen selbst zu geben.

 

Sichtbare Erfolge schon nach wenigen Wochen
Die Kinder in der Gruppe haben ganz unterschiedliche Problematiken, die sich auch ganz unterschiedlich ausprägen: Während das eine um Aufmerksamkeit und Anerkennung heischt, ist ein anderes völlig in sich zurückgezogen. „Hier muss man dem ersteren auch Grenzen aufzeigen und deutlich machen, dass auch die anderen Bedürfnisse haben, die es zu berücksichtigen gilt“, berichtet Rahel Schüssler, eigens als Betreuerin und feste Bezugsperson für diese Gruppe eingestellt, von ihren Balanceakten aus der täglichen Arbeit. Die Kinder erhalten hier eine feste Tagesstruktur und verinnerlichen Rituale, die sie bisher nicht kannten. Ein Kind habe ganz erstaunt gefragt, warum es denn Hausaufgaben machen solle, das habe es doch bisher nie getan. Das aufgeweckte Mädchen ist in der zweiten Klasse, jetzt fordert es die Hausaufgabenbetreuung sogar ein. Es sei bei den oftmals immensen Defiziten schwer, den Knoten zu finden, den man zum Platzen bringen muss, doch es gebe auch immer wieder kleine Erfolge, so Schüssler. Sie erzählt von einem Jungen, der sich der Mitarbeit in der Gruppe völlig verweigert hat und für einen Tag in die offene Hausaufgabenbetreuung wechselte. Trotzdem kam er immer wieder zu „seinem“ Gruppenraum, um ihr zu zeigen, was er gemacht hat. „Damit zeigte er, dass er mich trotz seiner Verweigerungshaltung doch als Ansprechpartnerin und Bezugsperson akzeptiert hat.“ Bereits nach zwei Monaten Laufzeit habe sich eine Gruppenzusammengehörigkeit entwickelt, die Kinder würden voneinander Sozialverhalten lernen. „Regeln werden eingehalten und wir werden als feste Bezugspersonen wahrgenommen und sind auch Anlaufstelle, wenn innerhalb der offenen Angebote Konflikte entstehen“, fasst Schüssler, die von Praktikanten unterstützt wird, die ersten sichtbaren Erfolge zusammen. Dass diese Kinder gar nicht so viel brauchen, zeigt sich durch einen Nachmittagsausflug auf die fußläufig nicht weit entfernte Nordbahntrasse. Die Kinder kehrten ganz aufgekratzt zur Alten Feuerwache zurück und erzählten dort begeistert „Wir waren im Urlaub.“

Wie vergleichsweise wenig reicht, um viel zu erreichen und dadurch in Zukunft nicht nur der Gesellschaft viele Folgekosten zu ersparen, sondern vor allem diesen Kindern doch noch einen guten Start in  ein Leben zu ermöglichen, das ihnen alle Chancen offen hält – leider sind es nur acht.

 

Möglichmacher der zweiten 8samkeitsgruppe:
Verein „Leben in Wuppertal“, Lions Club Wuppertal Schwebebahn, Credit- und Volksbank Wuppertal, Guido Meßthaler, Unternehmerfamilie Frischemeier

Quelle: PM 8samkeitsgruppe II vom 19.04.14

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