Projekt „Happy Power Hour – Strom“ startet im Bergischen Städtedreieck

Das Forschungsprojekt soll einen wichtigen Beitrag zur Integration von erneuerbaren Energien leisten, dafür arbeiten Wissenschaft und Industrie eng zusammen. Die Neue Effizienz kümmerte sich um die notwendigen Fördergelder für die Umsetzung.

Im Bergischen Städtedreieck wird das erste dynamische Strompreissystem Deutschlands auf den Weg gebracht und in drei Industrieunternehmen auf die Probe gestellt. Das Projekt trägt den Namen „Happy Power Hour – Strom“ und wird mit 415.000 Euro vom Landesministerium für Klima, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz in NRW gefördert. Das Ziel von „Happy Power Hour – Strom“ besteht darin, zu ergründen, welche Grundlagen im industriellen Sektor für die Anpassung des Stromverbrauchs an das Stromangebot geschaffen werden müssen. Dies umfasst sowohl die technischen Voraussetzungen als auch die Ausgestaltung eines innovativen und flexiblen Stromtarifs.

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Die Neue Effizienz ermöglicht die Durchführung des Forschungsprojektes, indem sie die Antragsstellung für die Förderung übernahm und die Kooperation der Beteiligten realisierte. Initiator und „Projektvater“ ist Prof. Markus Zdrallek, Inhaber des Lehrstuhls Elektrische Energieversorgung der Bergischen Universität Wuppertal sowie wissenschaftlicher Direktor der Neuen Effi zienz. Er und sein Team werden die wissenschaftliche Expertise übernehmen. In der Theorie soll der Produktionsprozess von Industrieunternehmen so beeinflusst werden, dass beispielsweise Maschinen oder Lüftungsanlagen verstärkt dann in Betrieb genommen werden, wenn die Bedingungen für erneuerbare Energien optimal sind und damit der Strompreis günstig ist. Professor Markus Zdrallek: „Die Strompreise in Deutschland sind höchst unterschiedlich. Bei viel Wind und Sonne fallen die Preise stark, in Ausnahmefällen sogar bis in den negativen Bereich. Die Idee von „Happy Power Hour – Strom“ besteht darin, diese niedrigen Strompreise in Form eines dynamischen Systems an die Kunden weiterzugeben und gleichzeitig möglichst viel Verbrauch in die Phasen zu verschieben, in denen viel Strom da ist.“ Damit Industrieunternehmen von diesem dynamischen Strompreissystem profitieren können, ist die Entwicklung entsprechender Tarifmodelle notwendig. Davon versprechen sich die WSW Energie & Wasser AG als Projekt-Partner sogar Wettbewerbsvorteile. „Durch das Projekt werden wir noch stärker vom reinen Energielieferanten zum Energiedienstleister, indem wir für den Kunden ein Energiemanagementsystem entwickeln und ihn dabei begleiten, möglichst effi zient mit Energie umzugehen“, erklärt Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der WSW Energie & Wasser AG. Neben fl exiblen Tarifen ist auch eine intelligente Automatisierungs- und Regeltechnik nötig. Sie wird von der Wuppertaler EXOR GmbH entwickelt. Geschäftsführer Christoph Müller sieht die Herausforderung darin, die Kommunikation von außen, also von den Stadtwerken, in ein Unternehmen zu bringen und dort mit Prozessen verbinden zu können.

„Unsere Rolle besteht im Prinzip darin, eine Kommunikation zwischen verschiedenen Maschinen herzustellen und in die Rolle des Übersetzers zu schlüpfen. Denn nur wenn man weiß, wie Prozesse funktionieren und wie sie gesteuert sind, kann man auch Einfluss darauf nehmen.“

Drei Bergische Unternehmen – der Zangenhersteller KNIPEX-Werk C. Gustav Putsch KG, das Kabelwerk Muckenhaupt & Nusselt GmbH & Co. KG sowie der Wupperverband – beteiligen sich an dem Projekt und ermöglichen seine Durchführung in der Praxis. Welche Chancen sich durch „Happy Power Hour – Strom“ für das KNIPEX-Werk ergeben könnten, beschreibt der technische Leiter Dr. Ing. Wilhelm Eckert: „Sehr interessant ist der Bereich Gebäudeausstattung. Wenn es keine extremen Wetterlagen gibt, ist es häufig kein Problem, die Heizung, die Warmwasserversorgung oder die Lüftungsanlage herunterzufahren oder abzusenken. Im technischen Bereich könnte man an Oberflächen- oder Wärmebehandlungen denken, die nicht an einem festen Zeitpunkt hängen und die man gegebenenfalls um eine Stunde vor- oder zurückziehen kann.“ Für Dr. Volker Erbe, Bereichsleiter T2 – Wasserwirtschaft, Abwasser des Wupperverbands, geht es bei dem Projekt vor allem darum, Handlungsspielräume auszuloten. „Über das Jahr gesehen streben wir als Wupperverband eine Energieautarkie an. Wir wissen aber, dass wir uns in Zukunft neue Gedanken machen müssen. Es gibt immer Tage, an denen mehr oder weniger Strom verbraucht wird. In dieser Tagesdynamik liegt noch viel Potenzial.“ Das Kabelwerk Muckenhaupt & Nusselt hat nach Angaben von Christian Lehmann, Umweltschutzbeauftragter des Unternehmens, schon sehr lange Erfahrung im betrieblichen Umweltschutz und früh erkannt, dass die Themen Energieeffizienz und Ressourceneffizienz wichtig sind und in Zukunft bei steigenden Preisen noch wichtiger werden. Die Teilnahme am Projekt sei daher nur folgerichtig. „Es geht uns aber auch darum, durch unsere Teilnahme zu zeigen, dass das, was da entwickelt wird, in einem normalen produzierenden Unternehmen im Bergischen funktionieren muss. Die Praxistauglichkeit muss sichergestellt sein.“

Das Projekt „Happy Power Hour – Strom“ hat eine Laufzeit von 1,5 Jahren und endet im Sommer 2015. Das Projektvolumen beträgt rund 540.000 Euro. Aus Sicht von Jochen Stiebel, Geschäftsführer der Neuen Effizienz, leistet es einen wichtigen Beitrag zur Integration der erneuerbaren Energien und damit auch zur Erreichung der CO2-Minderunsgziele, die die Landesregierung vorgegeben hat. Mindestens ebenso bedeutsam ist aber auch die verstärkte Nutzung Bergischer Kompetenzen in der Unternehmerschaft und deren systematischer Ausbau. „Das Projekt „Happy Power Hour – Strom“ ist ein Paradebeispiel, wie vermeintlich kleine Unternehmen wie die Firma EXOR mit der großen Universität zusammenarbeiten können und dadurch Wirtschaft und Wissenschaft voneinander profitieren.“ Diese Förderung dieser Zusammenarbeit zahlt sich aus und sorgt dafür, dass sowohl EXOR als auch der Lehrstuhl von Professor Zdrallek nun neue Mitarbeiter einstellen können.

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