„Gib mal die Klausur vom letzten Mal“

Interview mit Ramona Strauch (20 Jahre, zweites Lehrjahr) und Hanadin Tabakovic (21 Jahre, drittes Lehrjahr) über ihre Ausbildung bei der Sparkasse.

Während Ramona Strauch gerade in der Filiale am Hahnerberg eingesetzt ist, hat Hanadin Tabakovic einen Schulblock. Im Interview sprechen sie über ihre Erwartungen zu Beginn der Ausbildung, beliebte und unbeliebte Aufgaben, Facebook, die Zeit in der Schule. Und sie geben allen Bewerbern eine wichtige Message mit auf den Weg.

Sie haben ja bei der Ausbildung schon einiges gesehen und erlebt. Erzählen Sie doch mal, wo genau Sie sich gerade befinden, was Sie im Moment machen.

Strauch: Ich bin im zweiten Ausbildungsjahr, bin also ganz neu. Und es ist alles noch sehr spannend für mich. Hier am Hahnerberg ist es jetzt zweite Filiale, in der ich eingesetzt bin. Ich beschäftige mich vor allem mit der täglichen Arbeit: Spesen abrechnen, Girokonten eröffnen, das Kassengeschäft machen.

Tabakovic: Ich bin mitten im Schulblock und war bis jetzt in drei Filialen – eine davon war das Vermögens-Center. 2010 habe ich mit der Ausbildung angefangen und bin dementsprechend im letzten Lehrjahr. So langsam stehen auch die ganzen Prüfungen an. Das heißt, man fängt jetzt mit der Vorbereitung an und beginnt, den ganzen Stoff zu wiederholen.

Sie sind schon einiges weiter, als Frau Strauch. Erinnern Sie sich noch daran, wie es war, als Sie an diesem Punkt waren? Lernt man danach noch viel, gibt es noch viel zu wissen?

Tabakovic: Ja, auf jeden Fall. Vor allem in der zweiten Stelle. In der ersten Filiale lernt man alles kennen, die Abläufe, man guckt sich Sachen an, macht vielleicht auch ein paar Dinge selbst. Aber an der zweiten Stelle – also an dem Punkt, an dem Frau Strauch jetzt ist – da geht es wirklich los, dass man auch selbst Gespräche führt, dass man selbst das Kassengeschäft macht, ohne, dass jemand hinter einem steht und kontrolliert.

Strauch: Die Selbstständigkeit fängt an. An der ersten Stelle ist man eher noch das Küken. Man ist behütet und kann auch Fehler machen. An der zweiten Stelle steigen die Anforderungen. Natürlich wird auch hier geholfen, aber es wird auch mehr erwartet.

Merkt man da in der zweiten Hälfte, dass noch einmal angezogen wird – was Lernpensum und Inhalte betrifft?

Tabakovic: Man merkt, dass der Umfang des Stoffes zu Anfang kleiner ist und im zweiten Ausbildungsjahr mehr wird. Das heißt, man muss sich auch mehr damit beschäftigen, mehr lernen, sich öfter Sachen angucken. Aber das motiviert einen auch.

Sie hatten ja bestimmte Vorstellungen, als Sie die Ausbildung begonnen haben: Was auf Sie zukommt, was Ihnen Spaß macht, was vielleicht nicht so gut ist. Wie sieht es denn jetzt aus, wo Sie mittendrin sind? Was hat Sie überrascht, womit haben Sie gerechnet, und womit haben Sie nicht gerechnet?

Tabakovic: Als ich mich beworben habe, habe ich mich informiert. Ich wusste, dass Beratertätigkeiten im Vordergrund stehen. Aber ich hätte zum Beispiel erwartet, dass das Kassengeschäft vorne viel mehr Arbeitszeit einnimmt. Mich hat positiv überrascht, dass man sich oft in Einzelgesprächen gezielt auf die Kunden konzentrieren kann.

Strauch: Ich hatte auch gedacht, dass es mehr um Servicetätigkeiten geht. Aber es war toll, dass man in der Ausbildung eigentlich von Anfang an alles machen kann. Auch wenn es natürlich ein bisschen dauert, bis man alles hinbekommt.

Sie haben sich entschieden, dass Sie arbeiten wollen. Jetzt gehören die Schulblöcke auch zur Ausbildung. Ist das für Sie etwas, wo Sie denken: Da muss ich jetzt durch – oder macht die Schule auch Spaß?

Strauch: Ich finde es cool, dass wir noch Schule haben. Auch, dass sie in einem Block ist und nicht etwa ein Mal in der Woche. Weil man sich so auf das Lernen einlassen kann und mit den anderen Azubis Zeit verbringt, die man während der Arbeit nicht oft sieht. Und wenn man nach 13 Jahren Schule auf einmal ins Arbeitsleben kommt, dann haut einen das schon um: die Arbeitszeiten, die Verantwortung, die man übernimmt. Dann ist man nach zwei Monaten froh, dass man noch einmal in die Schule gehen kann. Aber genauso ist es auch anders herum. In den sechs Wochen Schule lernt man mehr oder weniger durch – danach ist man froh, dass man wieder arbeiten gehen kann.

Tabakovic: Ich sehe das genauso. Man ist im Schulblock, hat dort mehr mit den anderen Azubis zu tun und kann sich austauschen, wie es ihnen ergangen ist, was sie erlebt haben. Gut ist auch, dass man das Wissen, das man in der Schule vermittelt bekommt, danach bei der Arbeit wirklich anwenden kann. Denn der Plan ist so gemacht, dass beides aufeinander aufbaut.

Wie oft begegnet man bei der Ausbildung eigentlich Azubis aus anderen Jahrgängen?

Tabakovic (lacht): Also Frau Strauch zum Beispiel bin ich noch nicht begegnet. Aber wir haben ja das Fest zu Beginn der Ausbildung, wo sich alle einmal kennenlernen. Wo auch den Neuen ein bisschen die Angst genommen wird, die gerade ins Berufsleben starten und noch nicht wissen, was sie erwartet.

Aber es ist doch auch so, dass sich die älteren Azubis um die Neuen kümmern. Da gibt es doch eine Art Mentorenprogramm, oder?

Tabakovic: Ja, im Assessment-Center begleiten die Azubis aus dem zweiten und dritten Lehrjahr die Bewerber. Sie sagen ihnen, wo sie hin müssen, erklären ihnen die Abläufe, unterhalten sich mit ihnen…

Strauch: Und sie können Fragen stellen…

Tabakovic: Genau. Fragen, die man sich vorher vielleicht stellt und die man nicht die Chefs der Sparkasse fragen möchte. Aber so wissen sie: Das sind auch Azubis und sie waren noch vor einem Jahr an genau der gleichen Stelle wie ich jetzt.

Strauch: Es geht darum, ihnen die Anspannung zu nehmen.

Sie haben auch schon einen Bewerber betreut?

Strauch (lacht): Ich war heute dort.

Und wie haben Sie die jungen Leute erlebt?

Strauch: Sie waren schon sehr nervös. Sie wissen, dass sie gefordert werden, dass sie präsent sein müssen. Aber ich habe auch gemerkt, dass es geholfen hat, dass wir dort waren. Die Bewerber bekommen direkt das Du angeboten, alles ist ein bisschen ungezwungener. Das hilft ihnen, locker zu werden.

Wie ist es, wenn sich während der Ausbildung Fragen ergeben? Sprechen Sie dann direkt mit ihren Ausbildungsleitern oder versuchen sie erst einmal, das im Gespräch mit anderen Auszubilden zu klären?

Tabakovic: Wir Azubis tauschen uns viel untereinander aus. Und was ich super finde, ist, dass die Lehrjahre nicht unter sich bleiben, sondern es ein Miteinander gibt. Jeder hilft jedem: Was kommt in der Schule vor, wisst ihr, wie der Lehrer die Klausuren stellt, wird das schwer oder leicht?

Strauch (lacht): Oder: Gib mal bitte die Klausur vom letzten Mal.

Tabakovic: Da hilft man sich, das ist toll.

Strauch: Und es überschneidet sich ja auch. Meist sind Azubis aus unterschiedlichen Lehrjahren auf einer Filiale. Da lernt man sich kennen.

Sind die Azubis auch in Sozialen Netzwerken organisiert? Also gibt es zum Beispiel Facebook-Gruppen oder ähnliches?

Tabakovic: Bei uns bislang nicht.

Strauch: Bei uns schon. Ganz am Anfang in der ersten Woche hat einer eine Gruppe gegründet und alle eingeladen, die er gefunden hat. Und da tauschen wir uns jetzt aus.

Sie hatten gesagt, dass vor allem das Arbeitsleben anfangs hart ist. Gewöhnt man sich da mit der Zeit dran?

Tabakovic: Auf jeden Fall. Die ersten zwei Wochen ist man geplättet, wenn man nach Hause kommt. Wenn man jeden Tag acht bis zehn Stunden außer Haus ist und arbeitet… Aber das geht mit der Zeit weg und spätestens dann macht es wirklich Spaß.

Strauch (lacht): Sonst wären wir ja nicht mehr hier.

Was sind denn Aufgaben, die Sie besonders gerne machen – und was machen Sie nicht so gerne?

Tabakovic: Ich finde morgens das Einsortieren der Kontoauszüge prima.

Strauch: Nee, das mag ich nicht.

Tabakovic: Das ist gut zum Warmwerden, da wird man fit für den Tag. Spannend sind auch Bereiche wie das Wertpapiergeschäft, also Themen, die komplexer sind. Da lernt man nie aus, nach drei Jahren weiß man immer noch nicht alles. Man durchläuft einen ständigen Lernprozess, vor allem, weil sich gerade dort immer viel ändert und man auf dem neuesten Stand bleiben muss.

Strauch: Ich habe ja noch nicht so viele Bereiche erlebt. Was jetzt neu dazukommt – LBS und Bausparen – das finde ich interessant. Mir macht es aber auch Spaß, vorne an der Kasse zu stehen und mich mit den Menschen zu unterhalten. Da kommen oft sehr nette Leute, und oft kommt dann der Spruch: Ach, schon wieder ein neues Gesicht hier. Und dann erkläre ich ihnen, dass Azubis wechseln und immer an anderen Stellen eingesetzt werden.

Die Chancen, nach der Ausbildung übernommen zu werden, sind bei der Sparkasse ja sehr groß. Gibt es Bereiche, die bei den Azubis besonders beliebt sind, wo besonders viele nach Abschluss der Ausbildung hin möchten?

Takakovic: Es ist ja so, dass man nach der Ausbildung eine feste Stelle als Kundenberater bekommt. Und dort gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten. Wenn man die durchlaufen hat, hat man Aussicht auf andere Stellen. Das Vermögenscenter ist da zum Beispiel sehr beliebt. Aber ich glaube, viele Azubis denken jetzt noch nicht so weit in die Zukunft. Das fängt erst nach der Ausbildung an. Wenn man übernommen wurde und etwas Festes in der Hand hat.

Strauch: Das glaube ich auch. Während der Ausbildung kommt man an der vierten oder fünften Stelle in die interne Abteilung. Ich glaube, da merkt man erst, was es alles noch für andere Tätigkeiten innerhalb der Sparkasse gibt.

Was würden Sie sich denn wünschen, wie es für Sie nach der Ausbildung weitergeht?

Tabakovic: Also wenn ich übernommen werde – was ist stark hoffe – dann will ich mich hier im Haus weiterentwickeln. Toll wäre natürlich, das Studium der Sparkasse angeboten zu bekommen. Das ist mein Ziel.

Strauch: Ich kann mir das noch gar nicht vorstellen. Ich bin ja erst acht Monate hier und konzentriere mich auf meine Ausbildung. Demnächst habe ich Zwischenprüfung, da bin ich gespannt, wie das läuft.

Tabakovic: Ja, das ist die erste Hürde in der Ausbildung. Aber da geht es vor allem darum, sein eigenes Wissen zu prüfen und zu sehen: Wie weit bin ich, wie viel muss ich noch für die Abschlussprüfung lernen? Ich weiß noch, dass wir uns vorher auch alle verrückt gemacht haben. Aber im Endeffekt saßen wir dort, es war alles halb so schlimm und wir hatten ordentliche Ergebnisse.

Strauch: Stimmt, wir haben ja auch den Abistress damals überstanden.

Takakovic: Wobei ich jetzt bei der Abschlussprüfung schon merke, dass das für mich noch einmal etwas anderes ist. Es ist mehr Stoff, es gibt mehr Themen, mit denen man sich beschäftigen muss… Aber ich werde ja bald berichten können, wie es gewesen ist.

Was gibt es denn, das sie künftigen Azubis und potentiellen Bewerben mit den Weg geben möchten?

Strauch: Der Standardspruch ist ja, man soll man selbst bleiben und sich nicht verstellen. Aber er trifft absolut zu. Und die Leute hier sind wirklich alle sehr nett. Man ist in einem Team.

Tabakovic: Wenn man sich verstellt, dann fällt das auf. Man braucht auch keine Angst zu haben, dass im Assessment-Center erwartet wird, bereits perfekt zu sein. Den Chefs ist ja auch klar, dass man sich bewirbt, dass man noch gar nicht alles wissen kann. Aber sie wollen den Menschen hinter der Bewerbung kennenlernen, das ist der ausschlaggebende Punkt.

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Quelle: Stadtsparkasse Wuppertal

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